Beitrag im Newsletter Nr. 16 vom 11.8.2022

I4U – Rechtshilfe für Geflüchtete aus der Ukraine

Benita Piechaczek

Inhalt

Von einer ehrenamtlichen Initiative zum Corporate Volunteering-Projekt
Schnell zugängliche Antworten zu Fragen rund um das Leben im Ankunftsland
Kooperationen und Netzwerke bereichern das I4U-Projekt
Autorin
Redaktion

Von einer ehrenamtlichen Initiative zum Corporate Volunteering-Projekt

Immigration4Ukraine – kurz I4U – bietet leicht zugängliche Rechtsinformationen für Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland flüchten. Im April dieses Jahres hat UPJ die Trägerschaft des Projektes übernommen, es damit stabilisiert und in den Arbeitsbereich Corporate Volunteering integriert. Angestoßen und ins Rollen gebracht wurde Immigration4Ukraine von einer Gruppe von Ehrenamtlichen aus dem Legal-Tech-Bereich, die gleich zu Beginn des Ukraine-Krieges einen Aufruf starteten. Ihr Ziel war es, die Expertise von Jurist*innen dafür einzusetzen, Menschen auf ihrem Weg nach und durch Europa gut zu informieren und rechtlich abzusichern. Dem Aufruf, der vorwiegend über soziale Medien gestreut wurde, folgten rund 100 Personen, die im Arbeitsalltag als Anwält*innen tätig sind, Technologien und Legal Design entwickeln, studieren, koordinieren oder übersetzen. In digitalen Arbeitsgruppen wurden die ersten Rechtsinformationen veröffentlicht – für Deutschland, aber auch für einige direkte Nachbarländer der Ukraine.

Als klar wurde, wie groß der Bedarf an rechtlichen Informationen bei den Geflüchteten ist und mit Blick auf nötige Erweiterungen des Projektes, übernahm UPJ die Trägerschaft mit Unterstützung des langjährigen Kooperationspartners Pro Bono Deutschland e.V.. Dabei kann UPJ auf die langjährige Erfahrung mit dem Programm der Pro Bono Rechtsberatung für gemeinnützige Organisationen zurückgreifen. In diesem Projekt vermittelt UPJ engagierte Anwält*innen und Kanzleien an Organisationen für eine kostenlose professionelle Rechtsberatung, wenn die finanziellen Mittel der Organisation nicht ausreichen.

Schnell zugängliche Antworten zu Fragen rund um das Leben im Ankunftsland

Die Online-Plattform Immigration4Ukraine ist seit April deutlich gewachsen und wurde bereits zweimal grundlegend überarbeitet und mit neuen Funktionen ausgestattet. Die FAQs – die Antworten zu Fragen rund um das Leben im Ankunftsland, wie zum Beispiel zu Arbeit und Steuern oder zum Wohnen, zum Studieren oder zur Kinderbetreuung geben, werden von Teams von Anwält*innen aufbereitet und im Zusammenspiel von Projektteam und Ehrenamtlichen in vier Sprachen online zur Verfügung gestellt.

Wenn die Fragen der Geflüchteten in den FAQs nicht beantwortet werden konnten, können sie darüber hinaus eine persönliche Beratung anfragen. Rechtsberatung nicht nur, wie bisher, für gemeinnützige Organisationen, sondern auch für Privatpersonen anzubieten, ist ein neues Aufgabengebiet für UPJ und mit einigen Herausforderungen verbunden, zum Beispiel mit Fragen zum Mandatsverhältnis zu den Kanzleien und den Geflüchteten, der Haftung oder zum Datenschutz. Die Realisierung wird durch die Unterstützung des Pro Bono Deutschland e.V. ermöglicht, der engagierte Kanzleien repräsentiert und vernetzt und sich für den Ausbau des Pro-bono-Engagements von Kanzleien und Jurist*innen in Deutschland stark macht. Kanzleien, die bereits im bestehenden Programm ›Pro Bono Rechtsberatung‹ engagiert sind, aber auch viele weitere haben sich bereit erklärt, die beiden Engagementformate – die Bearbeitung der FAQs und die Einzelberatung – mitzutragen. Rund 140 Anwält*innen haben sich in die Verteilerliste für Beratungen eingetragen. Die FAQs werden in den nächsten Monaten um weitere Themenbereiche wachsen.

Kooperationen und Netzwerke bereichern das I4U-Projekt

Der Austausch mit anderen Organisationen, die in der Ukraine-Hilfe aktiv sind, sowie mit den Geflüchteten selbst, ist wichtig für die Weiterentwicklung des Projekts. Vieles musste sich erst einmal einspielen. Dass nicht alle Ukrainer*innen ukrainisch sprechen, zum Beispiel, oder dass nicht alle Helfer*innen englisch verstehen, führte dazu, das Projekt sukzessive in vier Sprachen auszubauen. In den kommenden Monaten werden die FAQ-Kapitel um mehr Themenbereiche erweitert. Außerdem soll die einfache Zugänglichkeit und Bedienfreundlichkeit, auch mit mobilem Datentransfer, weiter ausgebaut werden.

Das gewachsene Netzwerk von UPJ mit seinen Mittler- und Dachorganisationen hat dazu beigetragen, das Angebot bekannter zu machen. Neben dieser Informationsweitergabe und der Nutzung aller digitalen Kanäle werden auch kleine Karten an die Geflüchteten verteilt, die mittels eines QR-Codes direkt auf die Online-Plattform weiterleiten. Diese liegen an verschiedenen Stellen deutschlandweit aus und können bei UPJ per Email [immigration4ukraine@upj.de] bestellt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Verzahnen mit externen Angeboten. So verlinkt das Kapitel »Arbeit und Steuern« beispielsweise auf Job-Plattformen, mit denen UPJ im Austausch steht. Oder unter »Aufenthalt« wird auf ein kostenloses Tool verwiesen, dass von Legal-Tech-Spezialisten für die einfachere Beantragung eines Aufenthaltstitels nach § 24 Aufenthaltsgesetz entwickelt wurde.

Als ein weiterer wichtiger Kooperationspartner ist der Refugee Law Clincs Deutschland – der Dachverband der studentischen Rechtsberatungen für Geflüchtete zu nennen. I4U lebt von der Beteiligung vieler Akteure: Kanzleien, Anwält*innen, Expert*innen aus dem Legal Tech Bereich, aus Law Clinics und anderen Organisationen bündeln in interdisziplinären Kooperationen Ressourcen und Expertise, um Geflüchteten bedarfsorientiert und unkompliziert Rechtshilfe zukommen zu lassen.Nicht zuletzt profitiert das Projekt natürlich auch vom breiten Erfahrungsschatz und der Expertise von UPJ, sektorenübergreifende Kooperationen anzuregen und zu managen. UPJ ist das Netzwerk engagierter Unternehmen und gemeinnütziger Mittlerorganisationen in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen Projekte, die zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen, indem sie neue Verbindungen zwischen Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen und öffentlichen Verwaltungen schaffen. Diese Akteure unterstützt der gemeinnützige UPJ e.V. darüber hinaus mit Informationen und Beratung bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Corporate Citizenship und Corporate Social Responsibility Aktivitäten.

Im Projektteam für Immigration4Ukraine treffen unterschiedliche Nationalitäten aufeinander – auch Menschen aus der Ukraine sind an der Umsetzung beteiligt. Es wird von Ehrenamtlichen unterstützt – unter ihnen auch Geflüchtete, die beispielsweise mit Textarbeit oder beim Einpflegen der Inhalte auf der Online-Plattform unterstützen. Sie alle haben sich eher auf einen Langstreckenlauf als auf einen Sprint eingestellt. Während der Krieg in der Ukraine weitergeht, suchen in Deutschland weiterhin viele neu angekommene Menschen nach Orientierung in einem unbekannten Rechtssystem.

Weitere Informationen zum Projekt Immigration4Ukraine


Beitrag im Newsletter Nr. 16 vom 11.8.2022
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

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Autorin

Benita Piechaczek ist Projektmanagerin für die UPJ Pro Bono Rechtsberatung bei UPJ e.V. Netzwerk für Corporate Citizenship und CSR.

Kontakt: benita.piechaczek@upj.de


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