Beitrag im Newsletter Nr. 12 vom 17.6.2021

10 Jahre Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD) – weltweite Verbindungen und prägende Erfahrungen

Astrid Hermann und Barbara Kraemer

Inhalt

Erfahrungen für das Leben sammeln
Der IJFD als Lerndienst
Wohin geht es mit dem IJFD?
Vom Freiwilligendienst geprägt
Ein Engagement, das sich auszahlt
Autorinnen
Redaktion

Erfahrungen für das Leben sammeln

Der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen – ein Grund zum Feiern! Jährlich leisten etwa 3.000 junge Erwachsene aus Deutschland im Alter von 18-27 Jahren einen Freiwilligendienst weltweit und können mit ihrem Engagement Veränderung bewirken: in den Einsatzstellen und bei sich selbst. Dabei machen sie Erfahrungen, die sie ein Leben lang prägen und begleiten. Ermöglicht wird dies durch finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Das Förderprogramm IJFD wurde eingeführt mit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 und seitdem konnten bereits über 27.000 junge Erwachsene einen IJFD absolvieren.

Die Vielfalt im IJFD ist ein markantes Zeichen: er wird von 120 Trägern mit verschiedenen Profilen – so z.B. kirchlich, ökologisch oder sozial - durchgeführt, die in unterschiedlichste Projekte und Einsatzstellen in 109 Länder junge Menschen entsenden und dort eng mit Partnerorganisationen zusammenarbeiten. Im IJFD wird Subsidiarität großgeschrieben: Die Verantwortung liegt bei den Trägern. Insgesamt bietet sich dadurch für die jungen Menschen ein breites Angebot an Einsatzmöglichkeiten, Regionen und Trägerausrichtungen.

Der IJFD als Lerndienst

Die Freiwilligen leisten durch ihre Mitarbeit in den Einsatzstellen einen Beitrag in verschiedenen gesellschaftlichen Lebensbereichen – sei es in sozialen oder ökologischen Projekten, im Bildungsbereich oder einem ganz anderen Gebiet. Der IJFD ist dabei als Lerndienst angelegt, bei dem die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in für sie unbekanntes Terrain, zum Beispiel in ein neues Umfeld und neue Aufgabenbereiche, eintauchen und so sich und ihre eigenen Stärken und Schwächen besser kennenlernen. »Die Arbeit hier ist nicht nur einfach. Ich habe hier sehr viele Herausforderungen, denen ich mich stellen muss, aber an denen ich auch merke, dass ich wirklich wachsen kann. Ich lerne hier sehr viele Sachen über mich selbst, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie mal so präsent sein würden in meinem Leben«, berichtet Chiara Ginder, aktuelle Freiwillige der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners, tätig in einer sozialtherapeutischen Einrichtung in Israel.

Auch die Partnerorganisationen im Ausland berichten von dem Mehrwert, den die Freiwilligen ausmachen. Eli Poliakov, Mitarbeiter in einem Senior*innenheim in Israel, in dem Freiwillige der Trägerorganisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste aus Deutschland mitwirken, erzählt von der Verbindung, die zwischen den Freiwilligen und den Senior*innen entsteht: »The elderly people like being with the volunteers, and the volunteers like it also. We are very glad for this contact./ Die Senior*innen mögen es, Zeit mit den Freiwilligen zu verbringen. Und die Freiwilligen mögen es auch! Wir sind sehr froh über diesen Kontakt.«

Wohin geht es mit dem IJFD?

Ein IJFD ist prinzipiell überall auf der Welt möglich, bisher wird in 109 Länder weltweit entsandt. In den letzten 10 Jahren haben sich vier Spitzenreiter als Entsendeländer herauskristallisiert: Frankreich, Großbritannien, USA und Israel. Freiwillige entscheiden sich aber auch für einen Dienst in Ländern wie Sambia, Japan oder Argentinien – dafür bietet das Programm ebenfalls die Gelegenheit.

Vom Freiwilligendienst geprägt

Der Lernprozess, den die Freiwilligen im Laufe ihres freiwilligen internationalen Jahres (FIJ) durchlaufen, prägt oftmals für das ganze Leben. »Ich glaube, dass da ganz viele Denkanstöße gegeben werden, die die jungen Menschen darin unterstützen, ihre globale Verantwortung wahrzunehmen«, meint auch Judith Gebhard, Referentin für Freiwilligendienste bei IN VIA Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit für das Erzbistum Berlin e.V.. Zur Unterstützung der Freiwilligen bei ihren Erfahrungen werden sie von den Trägern begleitet – durch Vorbereitung, Raum für Austausch und Bildungsseminare, die zur Reflexion anregen. Manche Träger legen auch Schwerpunkte auf Biographie-Arbeit oder auf globale Themen wie Ökologie, Menschenrechte und Frieden. Durch das Kennenlernen von »sich-selbst« in einer bisher unbekannten Situation, die neuen Perspektiven, die sie wahrnehmen, ihre bewusste Selbstreflexion der Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit bestimmten Themen beenden viele Freiwillige ihren Dienst mit ganz neuen Ideen und Wertevorstellungen vom eigenen Leben: »Ich bin erst seit 6 Monaten in Ungarn und es hat sich schon so viel verändert in meinem Leben. Ich bin einfach nur superglücklich, dass ich mich dafür entschieden habe«, erzählt Paula Helbig, Freiwillige von der Initiative Christen für Europa (ICE e.V.). Die Reflexion der eigenen Rolle in der Gesellschaft erhöht die transkulturelle Kompetenz der Jugendlichen und macht sie zu selbstständigeren und selbstbewussteren jungen Erwachsenen. »Ohne meinen Freiwilligendienst wäre ich jetzt nicht da im Leben, wo ich jetzt bin,« kann auch Judith Gebhard voller Überzeugung sagen. »Nicht nur beruflich, sondern auch privat und was meine persönliche Entwicklung angeht«, fügt sie hinzu. Wie Judith Gebhard und Paula Helbig geht es vielen ehemaligen Freiwilligen, die durch die neuen Erfahrungen beispielsweise ihre Berufswahl während ihres IJFD überdenken.

Ein Engagement, das sich auszahlt

Der IJFD ist ein Programm, dass sich in den letzten 10 Jahren entwickelt und bewährt hat. Auch zu Pandemiezeiten sind – dank der engen Kommunikation zwischen Entsende- und Partnerorganisationen – Ausreisen, v.a. innerhalb Europas, möglich gewesen und weiterhin möglich. Zudem zeigt sich, dass Träger auch in dieser Krisensituation dank ihres Krisen- und Notfallmanagements für die Sicherheit der Freiwilligen sorgen konnten. Wir wünschen uns für die nächsten 10 Jahre die Fortführung und den Ausbau dieses erfolgreichen Lerndienstes und freuen uns auf die weitere produktive Zusammenarbeit mit dem BMFSFJ.


Beitrag im Newsletter Nr. 12 vom 17.6.2021
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

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Autorinnen

Astrid Hermann ist Koordinatorin des Projekts »10 Jahre IJFD« bei der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden.

Kontakt: hermann@friedensdienst.de

Barbara Kraemer ist Referentin der Servicestelle Konferenz evangelischer Freiwilligendienste (KeF) bei der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden.

Kontakt: kraemer@kef-online.org


Redaktion

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