Beitrag im Newsletter Nr. 13 vom 2.7.2020

Aktivitäten von startsocial in Zeiten von Corona: Geschichten, die in der Krise Mut machen, und Umfrage unter sozialen Initiativen

Susanne Martensen

Inhalt

Geschichten, die in der Krise Mut machen
Umfrage zu den Herausforderungen durch die Corona-Krise
Endnoten
Autorin
Redaktion

Wie viele andere Akteure der Zivilgesellschaft erwischte die Corona-Krise das startsocial-Team Mitte März kalt. Wir hatten allerdings den großen Vorteil, dass wir aufgrund guter technischer Ausstattung unsere Arbeit problemlos ins Homeoffice verlegen konnten. Nach kurzer Diskussion, ob wir unseren Wettbewerb wie geplant Anfang Mai starten sollen (Wird es ausreichend Bewerber geben? Haben die Projekte überhaupt die Energie, sich zu bewerben?), kamen wir zu dem Schluss, dass gerade in diesen turbulenten Zeiten ein Blick von außen besonders hilfreich und wertvoll ist. Denn wann, wenn nicht jetzt, müssen soziale Initiativen sich effizient und nachhaltig aufstellen? Und dabei können und möchten wir sie unter dem Motto »Hilfe für Helfer« gerne mit gezielter Beratung unterstützen. Also war klar: Wir starten unseren Wettbewerb wie geplant, aber erweitern unsere Aktivitäten, orientiert am konkreten Bedarf.

Geschichten, die in der Krise Mut machen

Bereits im März fiel uns auf, wie kreativ und flexibel unsere Stipendiaten und ehemaligen Stipendiaten mit der schwierigen Situation umgehen. Auf der anderen Seite war die Berichterstattung in den Medien durch extrem viel Erschreckendes und Angstmachendes geprägt. Dem wollten wir etwas entgegensetzen und sammelten Geschichten, die in der Krise Mut machen. Denn die Krise lässt uns auch näher zusammenrücken. Sie lässt den Wert von Solidarität, Hilfsbereitschaft und Nachbarschaft umso deutlicher erkennen. Nachzulesen sind die Geschichten auf unserer Website[1].

Umfrage zu den Herausforderungen durch die Corona-Krise

Um genau zu erfahren, wie es unseren Stipendiaten geht, und was sie in der Krise an Unterstützung brauchen, starteten wir Anfang April eine Umfrage. 172 Initiativen haben an der Umfrage teilgenommen. Die Antworten geben ein Stimmungsbild der derzeitigen Situation wieder und zeigen auf, worin die größten Herausforderungen bestehen und wo Initiativen sich Unterstützung wünschen.

Zunächst zu den schlechten Nachrichten: Über Zwei Drittel der Initiativen konnten während des Lockdowns nur eingeschränkt oder sogar gar nicht arbeiten. Auch finanziell stellt die Corona-Krise eine große Herausforderung für soziale Initiativen dar: Ein Drittel gibt sogar an, durch fehlende finanzielle Mittel existenziell bedroht zu sein. Die Hauptgründe für diese Einbußen sind fehlende Einnahmen aus Veranstaltungen, fehlende Fördermittel, geringere Unterstützung durch Unternehmen sowie weniger Spenden. Die Hälfte der Befragten sagt beispielsweise, geringe bis erhebliche Einbußen bei Spendeneinnahmen zu haben.

In dieser Situation erhoffen sich die Initiativen vor allem Folgendes: Finanzielle Förderung, Unterstützung bei Weiterbildung in den Bereichen Digitalisierung und Fundraising sowie öffentliche Aufmerksamkeit für die Relevanz ihrer Arbeit. Eine Engagierte bringt es so auf den Punkt: »Wir wünschen uns, dass unsere erweiterten Aktivitäten wahrgenommen werden und es allen noch mehr bewusst wird, dass eigentlich immer, aber gerade in Krisenzeiten, das Ehrenamt eine Bank ist, auf die man sich verlassen kann.«

Auf der anderen Seite kann dieses Ehrenamt auch nicht ohne finanzielle Sicherheit arbeiten. Daher der Wunsch an die Politik: »Maximale Flexibilität bei der Umwidmung von Fördermitteln, gegebenenfalls Aufstockung bei nicht Erreichen des Eigenmittelanteils, unbürokratische Projektverlängerung in 2021; noch besser: Ende der ›Projektitis‹ und stattdessen eine degressive finanzielle Unterstützung unserer regulären Arbeit, damit wir nicht nur 2020 überleben, sondern uns 2021 erholen und neu aufstellen können.« Manche Initiativen haben den Eindruck, bei der staatlichen Förderung durchs Raster zu fallen: »Wir fühlen uns, neben Musikern und Kulturschaffenden, als letztes Glied in der Kette und fühlen uns vergessen und allein gelassen. Die meisten Rettungspakete greifen bei uns nicht und bieten uns somit kaum Möglichkeiten zu überleben.«

Es gibt natürlich die Befürchtung, dass auch nach der Pandemie durch die langfristigen Effekte auf die Wirtschaft das Arbeiten beeinträchtigt sein wird. So äußert eine Projektverantwortliche sorgenvoll: »Wir wissen derzeit nicht, wann die Freiwilligeneinsätze wieder stattfinden können und wie stark die Wirtschaft langfristig betroffen sein wird. Gibt es dann überhaupt noch Budgets für CSR /…/ bei den Unternehmen? Wie lange wird es dauern, bis wir wieder so ›wirbeln‹ können wie bisher?«

Aber es gibt auch erfreuliche Ergebnisse unserer Umfrage: 80 Prozent derjenigen Initiativen, die weiterarbeiten, haben ihr Angebot bereits umgestellt und an die neuen Bedingungen angepasst oder planen eine Umstellung. Es wurde sehr flexibel und kreativ auf die Einschränkungen reagiert – sei es durch digitale Angebote oder ganz neue eigene Projekte oder die Unterstützung von anderen Organisationen. Eine weitere ermutigende Botschaft: Die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren, ist ungebrochen und teilweise sogar gestiegen. Das gibt Zuversicht: »Es macht uns sehr dankbar und demütig, wie viel ungebrochene Unterstützung wir erfahren. Das bestärkt und ermutigt uns, auch neue, der Krise angepasste Wege zu gehen. Es ist eine Herausforderung, die wir gemeinsam mit allen unseren Ehrenamtlichen meistern werden.«

Bei allen Herausforderungen äußern viele Engagierte auch die Hoffnung, dass sie gestärkt aus der Krise hervorgehen: »Die Corona-Krise hat zunächst ein ziemlich plötzliches Ende all unserer gemeinschaftlichen Aktivitäten bedeutet. Doch jetzt langsam kommen ganz andere Talente und Fähigkeiten zum Vorschein und werden der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt. Unser Motto: ›Nützlich sein – gebraucht werden – zusammenhalten‹ kommt voll und ganz zum Tragen und gewinnt neue Bedeutung.«

Unser Fazit: Auch Akteure der Zivilgesellschaft sind durch die Folgen der Corona-Pandemie in ihrer Arbeit und teilweise in ihrer Existenz massiv bedroht. Auch ehrenamtliches Engagement braucht daher zusätzliche Unterstützung – sei es in Form von Weiterbildungsmöglichkeiten und Beratung oder in Form von institutioneller finanzieller Förderung. startsocial wird daher in den nächsten Monaten die Beratung der ehemaligen Stipendiaten – unabhängig vom laufenden Wettbewerb – intensivieren.

Dr. Sunniva Engelbrecht, geschäftsführender Vorstand von startsocial e.V.: »Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, Initiativen im Stich zu lassen, die gerade jetzt eine unverzichtbare Arbeit leisten! Hier sind alle gefragt: Unternehmen, der Staat und auch Verbände und Dachorganisationen der Zivilgesellschaft.«


Endnoten

[1] https://startsocial.de/aktuelles/2020-04/geschichten-die-mut-machen


Beitrag im Newsletter Nr. 13 vom 2.7.2020
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

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Autorin

Susanne Martensen ist seit März 2018 bei startsocial tätig und verantwortet die Kommunikation. Zuvor war sie 16 Jahre beim Medienhaus Gruner + Jahr in der Unternehmenskommunikation unter anderem im Bereich Corporate Social Responsibility tätig.

Kontakt: susanne.martensen@startsocial.de

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