BBE Europa-Nachrichten Nr. 6 vom 9.7.2020
Die BBE Europa-Nachrichten zu »Newsletter für Engagement und Partizipation« bieten monatlich Informationen und Hintergrundberichte zu europäischen Fragen der Engagementpolitik und -förderung, Gastbeiträge namhafter Europaexpert*innen sowie Hinweise auf internationale Beteiligungsverfahren.
Aktuelles aus europäischer Engagementpolitik und -debatte
Konferenz zur Zukunft Europas: Position des Rates
Offener Brief von Nonprofit-CEO an Europäische Institutionen
Grundrechte in Europa: Befragung der Grundrechteagentur publiziert
Neunteufl: Gemeinnützige Organisationen und die COVID-19 Krise in Österreich
Europol: Kleine Anfrage der LINKEN beantwortet
Zivilgesellschaft und EU-Ratspräsidentschaft (deutscher Vorsitz)
Unter dem Motto: »Gemeinsam. Europa wieder stark machen«
Prioritäten aus dem Arbeitsprogramm des deutschen Vorsitzes im Rat: #EBDGrafik der Woche
Selle: Die Erwartungen an den deutschen Vorsitz im Rat der EU
Deutsche EU-Ratspräsidentschaft und Gleichstellung
Earth Speakr – Kunstprojekt zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft
Online-Planspiel-Workshops zur EU-Ratspräsidentschaft
Newsroom Europa geht online
Schwerpunkt: Bürgerschaftliches Engagement gegen Einsamkeit
Schilling: Engagement gegen Einsamkeit
Karl: Universitäres Engagement gegen Einsamkeit und Vergessen
Relić: Volunteering combating loneliness
Großbritannien: Kampagne gegen Einsamkeit älterer Menschen
Internationale Beteiligungsverfahren
Europäische Säule sozialer Rechte: Beteiligung
Aktuelles aus dem BBE und von europäischen Partnern
Klein: Verwaltung und Zivilgesellschaft in der Corona-Krise in dbb europathemen
Forschungsjournal Soziale Bewegungen: Klima und Zivilgesellschaft
Bürgerdialog: zum Start der deutschen EU-Ratspräsidentschaft (Bericht)
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationen
OECD-Bericht zu Beteiligungsverfahren weltweit erschienen
Toepler: Ein Stimme aus der amerikanischen Zivilgesellschaft
Civil Match: Ausbau der Zusammenarbeit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland
Webinar: »Europäische Partnerschaften entwickeln« – Aber wie?«
Webinar zu den Herausforderungen von Städtepartnerschaften (Bericht)
Innocracy 2020 - Onlinekonferenz
Weltreise durchs Wohnzimmer – jetzt auch digital
Hinweis
Aktuelles aus europäischer Engagementpolitik und -debatte
Konferenz zur Zukunft Europas: Position des Rates
Der Rat der Europäischen Union hat am 24. Juni 2020 seine Position zu der vorgesehenen Konferenz zur Zukunft Europas formuliert, wenn die Pandemielage deren Organisation und Durchführung erlaubt. Die Position wurde bei einer Arbeitssitzung auf Botschafter*innenebene gefasst. Der Fokus solle auf mittel- bis langfristigen praktisch umsetzbaren Maßnahmen der Politikgestaltung liegen inklusive der Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie, die bei Beschlussfassung über die Konferenzen vor über einem Jahr noch nicht im Blick sein konnte. Wichtig sei zudem eine Stakeholdervielfalt bei der Zusammensetzung der Konferenzen. Empfohlen wird, eine herausgehobene europäische Persönlichkeit zum Gesicht und Garanten der Durchführung der Bürgerkonferenzen zu machen.
Beschluss des Rates der Europäischen Union
Übersicht zu aktuellen Bürgerräten weltweit
Offener Brief von Nonprofit-CEO an Europäische Institutionen
In einem Offenen Brief haben am 8. Juni 2020 hunderte leitende Vertreter*innen von zivilgesellschaftlichen Organisationen, Netzwerken und Verbänden den Budgetentwurf der Europäischen Kommission scharf kritisiert. Unter der Überschrift »Fundamental Rights: Put our Money where our Mouth is« kritisieren sie die fehlende Würdigung der Rolle der Zivilgesellschaft als Infrastruktur der europäischen Gesellschaft. Diese Infrastruktur benötige Geld. Nette Worte reichen nicht: »We encourage you to rectify what appears to be a significant political mistake potentially affecting millions of European citizens. We call on you to significantly increase the budget of the Rights and Values fund, optimally to the level demanded by the European Parliament, i.e. to 1.83 billion Euro (current prices).«
Grundrechte in Europa: Befragung der Grundrechteagentur publiziert
Die European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) hat eine europaweite Bevölkerungsbefragung zum Wert der Grundrechte und deren Rolle für das eigene Leben durchgeführt. Diese zeigt tiefe Risse in der Gesellschaft. Zwar halten die meisten Bürger*innen die Menschenrechte für eine Grundlage einer gerechten Gesellschaft, doch viele Menschen fühlen sich selbst davon ausgeschlossen. So sind 44% der einkommensschwachen Menschen der Ansicht, dass die Menschenrechte nur Personen nützen, die sie nicht verdienen, beispielsweise Kriminellen, Terroristinnen und Terroristen. 60% der Europäer*innen glauben, dass sich Politik und Parteien nicht um sie kümmern, wobei dies bei den besser Gestellten nur 45% so sehen. In einigen Ländern halten es mehr als 60% der Befragten für üblich, sich durch Zuwendungen einen schnelleren Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verschaffen.
Neunteufl: Gemeinnützige Organisationen und die COVID-19 Krise in Österreich
Franz Neunteufl, Geschäftsführer der IGO – Interessenvertretung Gemeinnütziger Organisationen in Wien sowie Koordinator und Sprecher des österreichischen BÜNDNISses FÜR GEMEINNÜTZIGKEIT, skizziert in seinem Beitrag, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den gemeinnützigen Sektor in Österreich hat. Zugleich stellt er den NPO Unterstützungsfonds und seine Voraussetzungen dar, der mit 700 Millionen Euro dotiert ist und Zuwendungen bis zu 2,4 Millionen Euro an Gemeinnützige erlaubt, damit diese die Krise überstehen können: »Rückblickend kann gesagt werden, dass sie diese Krise bis jetzt relativ gut gemeistert haben. Mit dem NPO Unterstützungsfonds ist in Österreich etwas gelungen, das in Europa noch seinesgleichen sucht.«
Beitrag von Franz Neunteufl (HTML)
Beitrag von Franz Neunteufl (PDF)
Europol: Kleine Anfrage der LINKEN beantwortet
Die Bundestagsfraktion Die LINKE hatte eine Kleine Anfrage (Drucksache 19/18098) zur Nutzung von Technik und Methoden bei der Polizeiagentur Europol gestellt, die im April 2020 von der Bundesregierung beantwortet wurde (Drucksache 19/19440). Letztlich geht es um die Kooperationsstrukturen auf europäischer Ebene, die technischen Schnittstellen und deren technologische, taktische und datenschutzrechtliche Würdigung. So erfährt man zum Beispiel, dass seit Beginn des Wirkbetriebs der »Nationalen Internet Referral Unit (IRU)« beim Bundeskriminalamt (BKA) am 1. Oktober 2018 bis Ende vergangenen Jahres insgesamt 12.885 Links zur Propaganda jihadistischer Gruppierungen über die Europol-Anwendung IRMA an die IRU Europol zur Anregung der Löschung durch die Online Service Provider (OSP) übermittelt worden sind. Oder dass die Anfragen von deutschen Behörden im Europol Information System (EIS) sprunghaft angestiegen sind: von 306.884 Abfragen 2017 über 326.122 Abfragen 2018 auf 2.497.018 Abfragen im Jahr 2019.
Antwort der Bundesregierung mit Fragen
Zivilgesellschaft und EU-Ratspräsidentschaft (deutscher Vorsitz)
Unter dem Motto: »Gemeinsam. Europa wieder stark machen«
Am 1. Juli 2020 übernahm Deutschland den Vorsitz im Rat der Europäischen Union und wird sechs Monate lang die Arbeit des Rates leiten. Was bedeutet das? Die vorliegende neue Rubrik der BBE Europa-Nachrichten wird die deutsche EU-Ratspräsidentschaft kommunikativ begleiten mit dem Fokus auf bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung. Ende Mai 2020 präsentierte die Bundesregierung Webauftritt für die Präsidentschaft, um alle Themen rund um die deutsche EU-Ratspräsidentschaft zentral zugänglich zu machen: www.eu2020.de Diese Kommunikationsplattform stellt das Programm der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, Informationen über die aktuellen Entwicklungen sowie Veranstaltungen vor, die im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft stattfinden. »Die Plattform soll – neben den Social-Media-Kanälen der Ratspräsidentschaft – eine breite europäische Öffentlichkeit zur Teilnahme ermutigen.« – So die Pressemitteilung der Bundesregierung.
Kommunikationsplattform zum deutschen Vorsitz im Rat der Europäischen Union
Pressemitteilung der Bundesregierung
Prioritäten aus dem Arbeitsprogramm des deutschen Vorsitzes im Rat: #EBDGrafik der Woche
Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD), das größte Netzwerk für Europapolitik in Deutschland, wird die deutsche EU-Ratspräsidentschaft eng begleiten. Dabei nutzt das Netzwerk die Möglichkeiten virtueller Formate und setzt sich für einen stärkeren grenzüberschreitenden Austausch sowie eine bessere Rückkoppelung zwischen Politik, Institutionen und den gesellschaftlichen Kräften ein. Die EBDGrafik der Kalenderwoche 28 stellt die sechs Prioritäten aus dem Arbeitsprogramm des deutschen Vorsitzes im Rat der EU zusammen und bewertet sie aus der Perspektive der EBD-Politik.
Selle: Die Erwartungen an den deutschen Vorsitz im Rat der EU
In der aktuellen Ausgabe der dbb europathemen 15. Nr. 3/2020 (25.6.2020) schreibt Linn Selle, seit 2018 Präsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD), über die großen Erwartungen und Chancen, die mit dem deutschen Vorsitz im Rat der EU verbunden sind. »[Jetzt ist] eine Zeit zusammenzustehen in Europa und zu zeigen, dass wir gemeinsam stark bleiben wollen. Dem fühlt sich die Bundesregierung verpflichtet, sowohl was die Ausgestaltung von gemeinsamen europäischen Hilfsprogrammen anbelangt, aber auch, was die Gestaltung unserer Präsidentschaft in den nächsten sechs Monaten ab dem 1. Juli anbelangt.«
Selle: Die Erwartungen an den deutschen Vorsitz im Rat der EU
Deutsche EU-Ratspräsidentschaft und Gleichstellung
Deutschland, Portugal und Slowenien folgen aufeinander bei der Ratspräsidentschaft und wollen diese als Trio miteinander abstimmen. Am 6. Juli 2020 haben daher als gleichstellungspolitischen Auftakt Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey, ihre portugiesische Amtskollegin Mariana Vieira da Silva und ihr slowenischer Amtskollege Janez Cigler Kralj eine gemeinsame Trio Presidency Declaration on Gender Equality unterschrieben. Unter anderem wollen sich die drei Länder dafür einsetzen, die negativen Folgen der Corona-Pandemie für Frauen abzumildern, das EU-weite Hilfesystem für von Gewalt betroffene Frauen auszubauen, den Gender Pay Gap in Europa zu reduzieren und geschlechtsspezifische Stereotype und Rollenbilder zu wandeln.
Trio Presidency Declaration on Gender Equality
Earth Speakr – Kunstprojekt zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft
Earth Speakr ist ein Kunstwerk von Olafur Eliasson, realisiert mit seinem Studio, Kindern und Jugendlichen, kreativen Partnern, Wissenschaftler*innen und Expert*innen. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt aus Anlass der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 gefördert und in Kooperation mit dem Goethe-Institut realisiert. Seit dem 1. Juli 2020 können junge Menschen im Alter von 7-17 Jahren mit einer App kurze Texte via Smartphone aufnehmen und ihre Mimik und Texte auf Gegenstände, Tiere und Pflanzen projizieren. So verkündet ein sprechendes Buch ein Recht auf Bildung für Alle oder ein sprechender Frosch am Tümpelrand: »Noch könnt ihr mich küssen. Bald nicht mehr«. Die gesammelten Nachrichten sind sowohl über die Website abrufbar, bei Instagram verfolgbar oder auch als Augmented Reality- Animationen in der App einsehbar.
Online-Planspiel-Workshops zur EU-Ratspräsidentschaft
Am 14.7., 16.7. und 20.7.2020 finden Online-Planspielworkshops für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren statt. Jeweils kurz vor den »echten« Ratstreffen der EU-Minister*innen lädt die EU-Kommission (Vertretung in Deutschland) unter dem Titel »#einmischenEU - Jugend redet mit« zum Online-Workshop ein. Im Planspiel schlüpfen die Teilnehmenden zunächst in die Rollen der EU-Minister*innen und formulieren anschließend ihre eigenen Ideen und Forderungen, die im Nachgang an politische Entscheidungsträger*innen und die Öffentlichkeit weitergetragen werden. Die Workshops dauern drei Stunden, eine vorherige Anmeldung ist erforderlich, um eine Einladung zur Zoom-Konferenz zu erhalten. Konkrete Themen sind eine Corona-App für Europa (14. Juli 2020), Europa und Künstliche Intelligenz (16. Juli 2020) sowie die Zukunft der Industrie in Europa (20. Juli 2020).
Anmeldung: Workshop 14. Juli 2020
Anmeldung: Workshop 16. Juli 2020
Anmeldung: Workshop 20. Juli 2020
Newsroom Europa geht online
Jugendliche aus Deutschland, Portugal und Slowenien gründen ein Jugendpressekorps zur EU-Ratspräsidentschaft. Nach einer intensiven digitalen Trainingswoche zu journalistischen und europapolitischen Themen werden die jungen Medienmachenden sich mit den Themen befassen, die für sie ganz oben auf der Agenda zur EU-Ratspräsidentschaft stehen. Ab Juli bis Dezember 2020 veröffentlichen die jungen Medienmachenden zwischen 17 und 24 Jahren ihre Texte auf dem politikorange-Blog #NewsroomEuropa: Das Projekt der Europäischen Akademie Berlin wird durchgeführt in Kooperation mit dem Centro Intercultura Cidade Lissabon, mit Društvo za razvijanje prostovijanje dela Novo Mesto und der Jugendpresse Deutschland e.V. Unterstützt wird das Vorhaben durch das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung, des Auswärtigen Amts, der Bundeszentrale für politische Bildung und von Erasmus+ Virtual Exchange.
Schwerpunkt: Bürgerschaftliches Engagement gegen Einsamkeit
Schilling: Engagement gegen Einsamkeit
Elke Schilling, Staatssekretärin a.D. und Vorstandsvorsitzende von Silbernetz e.V., diskutiert in ihrem Beitrag das Problem der Einsamkeit und ihrer Bekämpfung als eine wachsende Herausforderung des demografischen Wandels in Europa. Die Vereinsamung Älterer hat schwerwiegende gesundheitliche, soziale und gesellschaftliche Folgen. Zugleich kommen viele Hilfsangebote bei den Betroffenen nicht an. Schilling skizziert, wie die Ehren- und Hauptamtlichen von Silbernetz auf diese Situation mit einem dreistufigen telefonischen Gesprächsangebot für ältere Menschen mit Einsamkeitsgefühlen reagieren und zugleich das Thema Vereinsamung inhaltlich bewusst machen. Dabei orientiert sich Silbernetz am 2013 in Großbritannien gegründeten Angebot Silverline. Zunächst auf Berlin beschränkt, wurde die Corona-Pandemie zum Katalysator für eine deutschlandweite Angebotsweiterung, möglich gemacht durch eine Initiative von Softwareentwicklern und zweier Unternehmen. Der Silverline-Ansatz wird auch in anderen europäischen Ländern verfolgt. Frau Šuica, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, hat ihr Interesse bekundet, den Silbernetz-Kongress am 12. und 13. November 2020 in Berlin zu besuchen.
Beitrag von Elke Schilling (HTML)
Beitrag von Elke Schilling (PDF)
Karl: Universitäres Engagement gegen Einsamkeit und Vergessen
Katrin Bente Karl, Oberstudienrätin im Hochschuldienst an der Ruhr-Universität Bochum und Initiatorin von »UnVergessen«, skizziert in ihrem Beitrag universitäres Engagement gegen Einsamkeit und Vergessen insbesondere bei mehrsprachigen Pflegebedürftigen in Pflegeheimen, in denen nicht ihre Muttersprache gesprochen wird. Im Kern des Projekts »UnVergessen« steht die Idee, Studierende der Universität mit mehrsprachigem Hintergrund mit Pflegebedürftigen in Pflegeheimen zusammenzubringen, die mit den Studierenden eine gemeinsame Sprache und den kulturellen Hintergrund teilen. Aufgrund der positiven Auswirkungen für Pflegebedürftige, Pflegeheime und Studierende geht das Projekt mittlerweile ins vierte Jahr und wurde im universitären Curriculum verankert. Ebenso stellt Schilling dar, wie das entstandene Netz auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie reagierte und in diesem Zusammenhang ein neuer Aktivitätsbaustein mit dem Projekt »Briefe gegen die Einsamkeit« entstanden ist.
Beitrag von Katrin Bente Karl (HTML)
Beitrag von Katrin Bente Karl (PDF)
Relić: Volunteering combating loneliness
Lejla Šehić Relić, Präsidentin des European Centre for Volunteering (CEV), CEO des Croatian Volunteer Development Centre und Geschäftsführerin des Volunteer Centre Osijek, diskutiert in ihrem Beitrag die Rolle von Freiwilligenarbeit bei der Bekämpfung von Einsamkeit, die krank macht. Sie zeigt, dass soziale Distanznahme und Isolation lange vor der Covidpandemie zum modernen Lebensmodell gehörten und alle Altersgruppen betreffen – in Dänemark etwa fühlt sich die Altersgruppe der 16-24jährigen am stärksten betroffen. Die gemeinschaftsstiftende Kraft von Zivilgesellschaft und Volunteering stellt, neben konkreten Hilfen für Einsame, einen zentralen Faktor bei der Bekämpfung von Einsamkeit dar – und macht unmittelbar auch gesünder. So zeigen Studien aus Skandinavien, »(…) that those who volunteer at least once a week are twice as likely to do what scientists call successful mental health compared to those who do not volunteer.«
Beitrag von Lejla Šehić Relić (HTML)
Beitrag von Lejla Šehić Relić (PDF)
Großbritannien: Kampagne gegen Einsamkeit älterer Menschen
In Großbritannien gibt es neun Millionen einsame Menschen; vier Millionen von ihnen sind ältere Menschen. Senior*innen fällt es am schwersten, ständige Einsamkeit zu überwinden. 1.2 Million zählen zu den »chronically lonely« Personen. »Nobody who wants company should be without it« - lautet das Verständnis der Kampagne, die versucht, Entscheidungsträger*innen zu sensibilisieren, wissenschaftliche Erkenntnisse zu liefern und für das Thema ein wissenschaftliches Basis zu schaffen. Bereits im Jahr 2018 wurde die Kampagne »Be More Us« ins Leben gerufen – eine Bewegung, die kleine Momente der Verbindung feiert, z. B. jemanden im eigenen Geschäft begrüßen oder jemanden im Bus anlächeln. Das Video »Be More Us« wurde weltweit über 100 Millionen Mal angesehen und ist eines der meistgesehenen britischen Wohltätigkeitsvideos von 2018. Im Rahmen der Kampagne finden mehrere lokale Aktionen im ganzen Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland statt.
Kampagne Campaign to End Loneliness
Internationale Beteiligungsverfahren
Europäische Säule sozialer Rechte: Beteiligung
Noch bis zum 30. November 2020 können Bürger*innen und Organisationen Ideen und Hinweise zum weiteren Auf- und Ausbau der europäischen Säule sozialer Rechte geben. Von der Europäischen Kommission 2016 lanciert, einigten sich die Mitgliedsländer 2017 auf die Bereitstellung neuer und wirksamerer Rechte für Bürger*innen, die auf 20 Grundsätzen aufbauen. Diese lassen sich in drei Kategorien einteilen: Chancengleichheit und Arbeitsmarktzugang, faire Arbeitsbedingungen sowie Sozialschutz und soziale Inklusion. Der zuständige Kommissar tourt aktuell virtuell durch Europa, um die Debatte voran zu bringen. Alle Partner der EU sind aufgefordert, Diskussionen auf allen Ebenen der Union, angefangen bei den Kommunen, zu organisieren.
Aktuelles aus dem BBE und von europäischen Partnern
Klein: Verwaltung und Zivilgesellschaft in der Corona-Krise in »dbb europathemen«
Das Hammerurteil aus Karlsruhe, die deutsche EU-Ratspräsidentschaft sowie Digitalisierung, Sicherheit und Nachhaltigkeit sind die Stichworte für die neue Ausgabe der dbb europathemen (Nr. 3/2020). Ansgar Klein, Geschäftsführer des BBE, beschreibt in seinem Beitrag, wie die Corona-Pandemie auch die Verwaltungen in Kommunen, Ländern und Bund auf eine harte Probe stellt und welche Reaktionen erforderlich sind, um die Kooperationen mit der Zivilgesellschaft auch in Krisenzeiten fortzuführen.
Ansgar Klein: »Verwaltung und Zivilgesellschaft in der Corona-Krise«
Forschungsjournal Soziale Bewegungen: Klima und Zivilgesellschaft
Das Themenheft des Forschungsjournals Soziale Bewegungen erschließt das komplexe Politikfeld Klima aus der Sicht zivilgesellschaftlicher Zugänge, Erfahrungen und Problemstellungen. Behandelt werden zunächst die Bezüge zu den Themen Nachhaltigkeit, Gesundheit und Verbraucher, dann die demokratiepolitischen Herausforderungen des Klimawandels inklusive Populismus, der Intervention eigeninteressierter NIMBYs (not in my Backyard) sowie der systematischen Klimawandel-Leugner und ihrer Netzwerke. Es folgen Analysen der Klimapolitik in Europa, auf nationaler und regionaler wie kommunaler Ebene. Die Rolle der Wirtschaft im Klimawandel und auch die Regulierung klimaschädlicher Marktentwicklungen werden ebenso erörtert wie die Herausforderung, Klimapolitik mit sozialer Gerechtigkeit systematisch zu verbinden. Erfahrungen der Zivilgesellschaft in der Kohlekommission wie auch in der Wissenschafts- und Forschungspolitik und in der Behandlung des Klimawandels in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit ergänzen die Analysen. Der umfangreiche Reader wurde in Kooperation des Forschungsjournals mit der Stiftung Mercator und dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) im Rahmen eines gemeinsamen Diskursprojekts konzipiert. Auch die Otto-Brenner-Stiftung hat wertvolle Kontakte vermittelt.
Bürgerdialog: zum Start der deutschen EU-Ratspräsidentschaft (Bericht)
Erwartungen, Prioritäten und Herausforderungen der EU-Ratspräsidentschaft unter deutschem Vorsitz standen im Fokus des interaktiven Online-Bürgerdialogs der überparteilichen Europa-Union Deutschland (EUD) am 23. Juni 2020. Bürger*innen hatten die Möglichkeit mit der Sprecherin der Bundesregierung Ulrike Demmer und mit Jörg Wojahn, Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland, ins Gespräch zu kommen. Schwerpunkte waren die gemeinsame Bewältigung der Corona-Krise und der nachhaltige Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft. Passend zum Beginn der deutschen Ratspräsidentschaft diskutierten am 2. Juli ca. 50 Teilnehmer*innen in einem Online-Bürgerdialog unter dem Motto »#BesserZusammen in der Mitte Europas?« das aktuelle Zusammenleben im gemeinsamen Grenzraum Sachsen, Polen und Tschechien in der Mitte Europas. Als Expert*innen beantworteten die Europaabgeordnete Anna Cavazzini und Dr. Marek Prawda, Vertreter der Europäischen Kommission in Polen, die vielen im Chat und persönlich gestellten Fragen. Berichte wurden auf der Website der EUD veröffentlicht. Beide Veranstaltungen fanden im Kontext der bundesweiten Bürgerdialogreihe »Europa – Wir müssen reden!« statt, die von der EUD mit einer Vielzahl von Partnern, unter anderem dem BBE, organisiert wird.
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationen
OECD-Bericht zu Beteiligungsverfahren weltweit erschienen
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat am 10. Juni 2020 eine weltweite Studie zu deliberativen Beteiligungsverfahren von Bürger*innen veröffentlicht: »Innovative Citizen Participation and New Democratic Institutions: Catching the Deliberative Wave«. So sind Stadtplanung (43 Beispiele), Gesundheit (32), Umwelt (29), strategische Planung (26) und Infrastruktur (26) die wichtigsten Politikbereiche, in denen die Regierungen Deliberationsprozesse in Auftrag gegeben haben. Das Fazit aus den untersuchten 289 Beispielen: Die Beteiligung der Bürger*innen an politischen Entscheidungsprozessen führt zu einer besseren Politik, stärkt die Demokratie und kann Vertrauen schaffen. Der Bericht kann kostenlos als Download bezogen werden.
Toepler: Ein Stimme aus der amerikanischen Zivilgesellschaft
Am 3. Juli 2020 ist schon die Nummer 15 der Corona-Reihe »Eine Stimme aus der Zivilgesellschaft« des Maecenata-Instituts erschienen. Diesmal mit Prof. Dr. Stefan Toepler, einem Urgestein der Dritter-Sektor-Forschung, der Nonprofit Management in den USA lehrt und langjähriger Fellow des Maecenata Instituts ist: »USA: Corona, George Floyd, Trump oder was?« Obwohl so viel wie nie über die USA in den Medien berichtet wird, bietet er vielschichtige Einblicke in die Nonprofit-Welt und die Proteste in die USA.
Stimme aus der Zivilgesellschaft 15
Civil Match: Ausbau der Zusammenarbeit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland
Zusammenarbeit und internationale Partnerschaften zu fördern und Raum für die Entwicklung neuer Ideen zu schaffen ist das Ziel des intensives Online-Networking am 24.-26. Juli 2020, das im Rahmen des Programms »Civil Match« stattfindet. Das anschließende Civil Match Forum am 21.-24. September 2020 wird die Gelegenheit bieten, Fördermittel für grenzüberschreitenden Projekte zu erhalten. Die vier Hauptthemen des Civil Match und des folgenden Civil Match-Forums sind Pluralismus und Medien, Kultur und Jugend, Bildungsmaßnahmen sowie friedliche Konfliktlösung. Teilnehmende haben die Chance, einen 1000-Euro-Kooperationspreis in jeder Kategorie zu Gewinnen. Anmeldefrist ist der 22. Juli 2020. Сivil Match ist ein Matchmaking-Programm, das sich auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit und umfassende Vernetzung von Changemakern in 10 Ländern konzentriert - Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Republik Moldau und Ukraine (Länder der Östlichen Partnerschaft) sowie Russland, Deutschland, Frankreich und Polen.
Weitere Informationen in der Pressemitteilung
Weitere Informationen zum Projekt Civil Match
Webinar: »Europäische Partnerschaften entwickeln« – Aber wie?«
Das Fortbildungsangebot, das vom Europe Direct Informationszentrum im Regierungspräsidium Darmstadt in Kooperation mit der Kontaktstelle Deutschland »Europa für Bürgerinnen und Bürger« angeboten wird, richtet sich insbesondere an Partnerschaftsverantwortliche aus Kommunen und an Vertreter*innen und Ehrenamtliche aus Partnerschaftsvereinen. In dem Webinar werden gemeinsam Strategien erarbeiten, wie die Arbeit der Partnerschaftsvereine und Kommunen im Bereich Städtepartnerschaften gestärkt werden kann. Dabei stehen Finanzierungsfragen, die Mobilisierung von jungen Menschen und die Behandlung von historischen Themen im Rahmen von Bürgerbegegnungen im Mittelpunkt. Im Hinblick auf die nächste Antragsfrist vom 1. September 2020 wird besprochen, welchen Beitrag bei diesen Themen das Programm »Europa für Bürgerinnen und Bürger« leisten kann und wie ein erfolgversprechender Antrag aussehen sollte.
Webinar zu den Herausforderungen von Städtepartnerschaften (Bericht)
Wie kann man Herausforderungen von Städtepartnerschaften gemeinsam meistern? Wie können junge Menschen für die Partnerschaftsarbeit begeistert werden? Welche Ideen, Aktivitäten und Methoden lassen sich in die Arbeit integrieren und welche digitalen Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es? Luise Böttcher vom Deutsch-Französischen Jugendausschuss e.V. ging als eine der Referentinnen des KS EfBB-Webinars auf genau diese Fragen ein und berichtete aus ihrer Vereinstätigkeit.
Innocracy 2020 - Onlinekonferenz
Innocracy 2020 findet vom 28.-30. Oktober 2020 online statt. In welcher Art von Gesellschaft können und wollen wir leben, welche Weiterentwicklungen für und in demokratischen Gesellschaften gibt es? Schon jetzt ist es möglich, sich zu beteiligen, damit die Konferenz divers und inklusiv wird. Über einen Fragebogen kann man schon jetzt seine Ideen teilen und einbringen. Innocracy wird vom Progressiven Zentrum mit Sitz in Berlin organisiert.
Weltreise durchs Wohnzimmer – jetzt auch digital
Seit 2011 gibt es die Weltreise durch Wohnzimmer. Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, öffnen für zwei Stunden für bis zu zehn Personen ihr Wohnzimmer und erzählen von sich, ihrer Familie und ihrem Herkunftsland. Bedingt durch Corona wurde diese Art der horizonterweiternden Begegnung um eine digitale Variante erweitert: Es gibt immer noch Reiseleiter*innen und Reisende, aber alle bleiben daheim und kochen ein kleines Gericht aus dem Herkunftsland der Reiseleiter*innen gemeinsam. Die Reisenden erhalten vorab eine Zutatenliste. Am Reisetag kochen und essen die Reiseleiter*innen und die Reisenden ein heimisches Häppchen zusammen per Zoom-Konferenz und unterhalten sich nebenbei über das Leben im Herkunftsland. Diese Reiseart bietet auch Reisemöglichkeiten für Menschen mit Gehbehinderungen oder Alleinerziehende, die sonst eventuell durch den nicht barrierefreien Zugang oder einen fehlenden Babysitter aufgehalten worden wären. Potenzielle Reiseleiter*innen und Reisende werden jederzeit gesucht.
Hinweis
Die nächste Ausgabe der BBE Europa-Nachrichten erscheint am 6. August 2020.
Bitte schicken Sie Ihre Informationen an europa-bbe(at)b-b-e.de
Die Beiträge dieses Newsletters geben, sofern nicht ausdrücklich als solche Nachrichten gekennzeichnet, nicht die Meinung des BBE wieder, sondern repräsentieren die Vielstimmigkeit der Meinungen und Akteure im BBE und im Feld der Engagementförderung und -politik. Die Redaktion des Newsletters verfolgt das Ziel, die jeweils aktuellsten und wichtigsten Nachrichten für die Leserschaft zusammenzustellen.
Die PDF-Dokumente der Gastbeiträge im Schwerpunkt des Newsletters werden möglichst barrierearm gestaltet.
Die Hinweise auf die allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Publikation von Nachrichten im Europa-Newsletter finden Sie unter Impressum.
Eine Übersicht über die nächsten geplanten Schwerpunkt-Themen finden Sie unter Kommende Themen
Die Öffentlichkeitsarbeit des BBE wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Redaktion: PD Dr. Ansgar Klein, Dr. Rainer Sprengel, Mirko Schwärzel und Nino Kavelashvili.
Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)
– Geschäftsstelle –
Michaelkirchstr. 17-18
10179 Berlin-Mitte
www.b-b-e.de
V.i.S.d.P.: Geschäftsführer PD Dr. Ansgar Klein
Telefon: (0 30) 6 29 80-11 0
E-Mail: ansgar.klein(at)b-b-e.de