Beitrag in den Europa-Nachrichten Nr. 10 vom 12.11.2020

15 Jahre Civil Academy
Partnerschaft von BBE und BP zur Förderung von jungem Engagement

Brigitta Wortmann / Ansgar Klein

Inhalt

15 Jahre – 31 Academy-Runden – 92 Seminar-Wochenenden
Das Civil Academy Programm – eine Beschreibung
Civil Academy goes digital
Was wurde von den Teilnehmer*innen geschätzt?
Welche Erkenntnisse nehmen wir mit? Was hat sich bewährt?
Ausblick – Übergang von der Civil Academy zur Civil Academy 2.0
Autor*innen
Redaktion

»Geballte Lern- und Netzwerkwochenenden mit wahnsinnig viel konkret auf unsere Projekte ausgerichtetem Input, engagierten, freundlichen und kompetenten Trainer*innen und inspirierende anderen jungen Aktivist*innen. Sie bringt mich persönlich wie projektbezogen sehr weiter und hat mich bestärkt.« (Inkeri, 27. Runde).

»Ein Ort zur Vernetzung, Weiterentwicklung und voller Tatendrang.« (Üwen, 22. Runde)

15 Jahre – 31 Academy-Runden – 92 Seminar-Wochenenden – rund 700 junge Engagierte und Projektideen – 14 Netzwerktreffen: Eine Bilanz

15 Jahre haben das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und das Unternehmen BP Europa SE zusammen das gemeinsam entwickelte Trainingsprogramm Civil Academy durchgeführt. Getragen von der strategischen Partnerschaft der beiden Akteure und umgesetzt von einem Programmbüro wurden in 31 Academy-Runden mehr als 700 junge Engagierte bei der Umsetzung ihrer Projektideen unterstützt.

Das gemeinsame Ziel der beiden Partner der Civil Academy war es, junge Menschen zu motivieren, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen und ihnen mit Hilfe der Qualifizierung dabei Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Engagement sollte als wichtige Erfahrung und Bestandteil der Gesellschaft positiv erlebt und die Anerkennung von bürgerschaftlichem Engagement in der Gesellschaft gestärkt werden. Und dies wurde erreicht durch die Kombination von Wissen und Methoden aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Für das BBE war bei der Civil Academy auch die Entwicklung des Engagementfeldes »Junges Engagement« im Netzwerk handlungsleitend. Seitens bp kam noch hinzu, dass das Unternehmen mit seinen spezifischen Kompetenzen als Wirtschaftsunternehmen einen Beitrag in der Gesellschaft leisten und somit auch eine Engagementmöglichkeit für bp Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schaffen wollte. Die strategische Partnerschaft von Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren wollten beide Partner mit diesem gemeinsamen Projekt als wichtigen Entwicklungshorizont praktisch anschaulich machen.

Das Civil Academy Programm – eine Beschreibung

In den drei aufeinander aufbauenden Wochenendseminaren einer Academy-Runde konnten die 24 Teilnehmer*innen ihre eigenen Projektideen, mit denen sie sich für die CA beworben hatten, weiterentwickeln. Das Curriculum umfasste folgende Themen: kreative Ideenentwicklung, Projektplanung und -management, Kosten- und Ressourcenplanung, Finanzierung und Fundraising, Teambuilding sowie Präsentationstechniken und Kommunikation. Im Zuge dieses intensiven Trainingsprogramms wechselten sich ständig Theorie- und Praxiseinheiten ab. Bei Letzteren wenden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das neue Wissen direkt auf ihre eigenen Projekte an.

Das Curriculum umfasste Wissen und Methoden aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, vermittelt von Expert*innen der BP Europa SE und aus dem social-profit Bereich. Zudem war es ein durchgängiger Anspruch des Programms, Lernräume zu schaffen, in denen Menschen mit verschiedenen Perspektiven und Hintergründen voneinander profitieren können und in denen Vielfalt und Wertschätzung anderer Perspektiven eine wichtige Rolle spielen. Deshalb wurde bei der Zusammensetzung der Teilnehmer*innen besonderer Wert daraufgelegt, dass Faktoren wie kulturelle Hintergründe, Geschlecht, mit und ohne Behinderung, Bildungsabschlüsse, Engagementfelder und Erfahrungswerte im bürgerschaftlichen Engagement breit gefächert repräsentiert waren.

Vierzehn Mal fand ein jährliches Vernetzungstreffen der ehemaligen Teilnehmer*innen statt, das ihnen die Möglichkeit zum Austausch über ihre aktuellen Projekte gab. Darüber kam es auch zu Vernetzungen über die einzelnen CA-Jahrgänge hinweg und es bildeten sich teilweise neue Kooperationen und Teams für gemeinsame Projekte. Insgesamt waren meist rund 45 Alumni vor Ort, breit verteilt über die unterschiedlichen Academy Jahrgänge, immer auch mit Teilnehmer*innen aus den allerersten Runden 2005 und 2006.

Civil Academy goes digital

Die Covid-19 Pandemie hat auch die Civil Academy vor die Herausforderung gestellt, das Programm auf ein digitales Format umzustellen. Dank der hohen Flexibilität und dem Engagement der Programmmitarbeiter*innen und aller Referent*innen gelang es, bereits die Frühjahrrunde umzustellen. Die Kombination aus den Möglichkeiten der Zoom-Videokonferenzen, von Slack als Kommunikationskanal und Padelet als Ort für die Präsentation der einzelnen Projekte ermöglichte es, den besonderen Charakter der CA in das neue Format umzusetzen.

Dies wird in der folgenden Aussage einer Teilnehmerin ersichtlich:

»Civil Academy ist für mich eine Quelle der Inspiration, Verbundenheit und Austausch von Ideen sowie Fähigkeiten zwischen engagierten Menschen. Freude, Mut, Kreativität, Ehrlichkeit und Herzlichkeit schaffen eine optimale Atmosphäre, sich selbst sowie das eigene Projekt weiterzuentwickeln. Vielen Dank an das ganze Civil Academy Team :)« (Caroline, 30. Runde)

Ein wesentlicher Gelingensfaktor war dabei ein guter Methodenmix und das Ermöglichen des Austauschs der Teilnehmer*innen untereinander in kleineren Formaten.

Nach dem Motto »aus der Not eine Tugendmachen« kamen ganz neue Elemente in das Curriculum in Form der Verlagerung von Inhalten bzw. zusätzlichen Einheiten in Videocalls zwischen den einzelnen Wochenenden. Über ein Buddy-System wurden zudem die aktuellen Teilnehmer*innen mit Alumni der CA vernetzt.

Was wurde von den Teilnehmer*innen geschätzt?

Die Civil Academy ist wie eine Gastfamilie, wo man ganz schüchtern, unmotiviert und nur mit seinen Ideen kommt. Und wo man sicher, voll motiviert, mit neuen Ideen, Kontakten und Freunden rausgeht. (Yvana, 27. Runde)

Die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen machen deutlich: Neben den fachlichen Informationen und den praktischen Instrumenten ist es vor allem die Chance, sich mit anderen ebenso engagierten Menschen auszutauschen, sich gegenseitig zu motivieren und zu inspirieren, die den Wert eines solchen Programmes ausmacht. In einem Kreis von Gleichgesinnten fällt es dann leichter, über Schwierigkeiten zu sprechen, konstruktiv-kritische Anregungen anzunehmen und manchmal auch über den eigenen Schatten zu springen. In dem Sinne war die Civil Academy ein Safespace.

Gerade die vielen unterschiedlichen Perspektiven aufgrund der Mischung der Teilnehmer*innen und Erfahrungen haben wiederum Türen geöffnet für neue Ideen, teilweise auch über vermeintliche Grenzen der Projektidee hinaus.

Ein Ort, an dem ich viele neue Freunde gefunden habe, an dem ich viel über mich, meine Ziele und mein Projekt gelernt habe und an dem ich oft die Möglichkeit hatte, über meinen eigenen Schatten zu springen. (David, 26. Runde).

Welche Erkenntnisse nehmen wir mit? Was hat sich bewährt?

• Es hat sich bewährt, junge Menschen mit Projekten und Themen aus ganz unterschiedlichen Engagementfeldern zusammenzubringen, und bei der Zusammensetzung der Runden darauf zu achten, dass eine gute Mischung aus unterschiedlichen Erfahrungsstufen, Themenfeldern, Gender, kulturellem Hintergrund, unterschiedlichen Bundesländern besteht.

• Um junge Menschen in ihrem Engagement zu bestärken und zu unterstützen, ist es sinnvoll, neben dem Vermitteln von Wissen und Instrumenten ebenfalls Vernetzungs- und Austauschmöglichkeiten anzubieten und dies sowohl in Form des Austauschs zwischen Expert*innen und Engagierten als auch dem peer-to-peer-Austausch.

• Ein Erfolgsfaktor war, dass die Programmleiter*innen und Assistent*innen nicht nur die Seminare administriert haben, sondern vor Ort präsent waren, die Seminare geleitet haben und im engen Austausch mit den Engagierten standen. Darüber hinaus standen sie in Kontakt mit den Alumni und dem Beirat der Teilnehmer*innen. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass die CA ein Ort des Vertrauens und der Offenheit war.

• Pro Academy-Runde waren in der Regel 4-5 bp Mitarbeiter*innen in der Civil Academy als Expert*innen engagiert, vorwiegend am Wochenende. Für die bp Mitarbeiter*innen war es eine Chance, ihr Wissen außerhalb der beruflichen Tätigkeit einzusetzen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit den jungen und teilweise sehr idealistisch eingestellten Engagierten hat bei einigen zur Reflektion über ihre eigene Lebenssituation geführt und sie teilweise motiviert, ein eigenes Engagement zu starten.

• Der Transfer von Wissen und Methoden aus der Wirtschaft geschah nicht 1:1, sondern orientierte sich an den Bedürfnissen gemeinnütziger Projekte. Für die Expert*innen aus dem Unternehmen bestand daher die Herausforderung, ihre Inhalte und Methoden entsprechend an das erforderliche Komplexitätslevel anzupassen. Für die Teilnehmer*innen war es ermutigend und interessant, zu erfahren, wie im Unternehmenskontext im Projektmanagement mit Schwierigkeiten, Verzögerungen etc. umgegangen wird.

• Das Fundament für die 15-jährige Partnerschaft von BBE und bp wurde durch drei Dinge gelegt: Erstens wurde von Beginn an auf Augenhöhe das Programm gemeinsam entwickelt und es gab eine beidseitige Offenheit für die jeweiligen Interessen im Projekt. Zweitens haben beide Partner*innen ihre Verschiedenheit anerkannt und auch, dass beide ihre ganz spezifischen eigenen Handlungslogiken und Stärken haben. Drittens war wesentlich der grundsätzliche Wille beider Seiten zur Zusammenarbeit und das Verständnis auf Konsensentscheidungen. Das hat auch in sehr herausfordernden Zeiten eine starke Basis gebildet.

Ausblick – Übergang von der Civil Academy zur Civil Academy 2.0

Nach 15 erfolgreichen Jahren Civil Academy in Partnerschaft von bp und BBE wird mit Jahresende 2020 die Civil Academy in der jetzigen Form als Seminarprogramm beendet.

Anknüpfend und aufbauend auf diesen Erfahrungen werden in den kommenden Monaten unter dem Arbeitstitel »Civil Academy 2.0« durch das BBE Möglichkeiten erarbeitet, um Vernetzungs- und Fortbildungsangebote für junges Engagement im BBE aufzubauen und weiter zu entwickeln inkl. der Akquise von Finanzmitteln. Die Civil Academy 2.0 soll in der Finanzierung breiter und diversifiziert aufgestellt werden. bp wird diese Entwicklung im Jahr 2021 finanziell unterstützen.

Mit der Civil Academy 2.0 soll das Themenfeld »Junges Engagement« im Netzwerk auf eine neue Ebene gehoben werden. Denkbar wäre etwa, Vernetzungs- und Fortbildungsangebote von BBE-Mitgliedsorganisationen und mit weiteren Programmen für junge Engagierte zu bündeln, Zugänge zu Peer-to-peer-Vernetzungs-/ Lernmöglichkeiten zu schaffen und dabei sektorenübergreifende Bezüge herzustellen. Zentrale Themen könnten etwa Klimaschutz/ Nachhaltigkeit, Bildung und informelles Lernen sein – orientiert an der Bedarfsentwicklung bei den Mitgliedern des BBE. Perspektivisch sollen so neue attraktive Angebote für die Zielgruppen des Jungen Engagements entwickelt werden.


Beitrag in den Europa-Nachrichten Nr. 10 vom 12.11.2020
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

Zurück zum Newsletter


Autor*innen

Brigitta Wortmann ist Senior Political Adviser im Hauptstadt-büro der BP Europa SE und ist als Unternehmensvertreterin Mitglied des Sprecher*innenrates des BBE. Sie ist zudem Mitbegründerin und Erste Vorsitzende vom ANA HUNNA International Network e.V. mit Sitz in Deutschland.

Kontakt: Brigitta.Wortmann@de.bp.com

PD Dr. Ansgar Klein ist Geschäftsführer des BBE.

Kontakt: ansgar.klein@b-b-e.de

Weitere Informationen: https://www.civil-academy.de/


Redaktion

BBE-Newsletter für Engagement und Partizipation in Europa

Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)
Michaelkirchstr. 17/18
10179 Berlin

Tel.: +49 30 62980-114

europa-bbe@b-b-e.de
www.b-b-e.de

Zum Seitenanfang