Beitrag im Newsletter Nr. 5 vom 12.3.2020

Ohne Ehrenamt gibt es keinen Fußball

Fritz Keller

Inhalt

Der DFB und seine Landesverbände fördern junges Ehrenamt
Neue Impulse bei der Aufwertung des Ehrenamtes
Ehrenamtsförderung ist kein Zufallsprodukt
Autor
Redaktion

Die Namen unserer Fußballhelden sind auch im Ausland ein Begriff. Philipp Lahm, Lothar Matthäus, Uwe Seeler. Auf diese Spieler, und noch viele weitere, werden wir vom Deutschen Fußball-Bund auf unseren Reisen immer wieder angesprochen. Sie sind untrennbar verbunden mit großen Spielen und großen Turnieren, mit den großen Erfolgen des deutschen Fußballs. Aber kennen Sie auch Björn Watzke, Andrea Kirchner oder Julian Grössing? Denn auch diese drei unserer zahlreichen Fußballhelden sorgen dafür, dass der Fußball in Deutschland so erfolgreich sein kann. Dafür, dass der Ball überhaupt Wochenende für Wochenende im ganzen Land rollen kann. In 80.000 Spielen, in insgesamt 1,5 Millionen in einer Saison. Nicht nur unsere großen Spieler und unsere zahlreichen Titel machen den deutschen Fußball aus – sondern auch unser ehrenamtliches System, das einzigartig auf der Welt ist und um das wir im Ausland beneidet werden. Deshalb sollten wir es nicht nur wertschätzen. Sondern wir müssen es stärken und fördern. Denn das ehrenamtliche Engagement steht vor großen und zahlreichen Herausforderungen. Unter anderem machen es Ganztagsschulen, ein breiteres Angebot an Freizeitmöglichkeiten, eine geforderte höhere zeitliche und räumliche Flexibilität in der Berufswelt, der demographische Wandel sowie ein verändertes Selbstverständnis der ehrenamtlich engagierten Menschen gegenwärtig und künftig nicht leichter, neue Ehrenamtler zu gewinnen und bereits aktive zu halten. Es bleibt die Aufgabe, ausreichend qualifizierte ehrenamtlich und freiwillig Engagierte für die Fußballvereine zu finden, um eine nachhaltige Sicherung des Fußballsports zu erreichen. Um den Fußball, wie er heute in unseren rund 25.000 Vereinen quer durch Deutschland gelebt wird und wie wir ihn wertschätzen, auch für künftige Generationen zu sichern. Ohne ehrenamtliches Engagement ist das unmöglich.

Der DFB und seine Landesverbände fördern junges Ehrenamt

Denn laut dem jüngsten Deutschen Freiwilligensurvey sind mit Abstand die meisten freiwillig Engagierten in Deutschland im Sport tätig (16,3 Prozent). Das macht den Sport zum größten Träger bürgerschaftlichen Engagements. Der Fußball ist als Sport mit den meisten aktiven und passiven Mitgliedern ein gewichtiger Teil dieses freiwilligen Einsatzes. Aber auch viele weitere Bereiche des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens wären ohne Ehrenamtliche nicht mehr möglich. Auch wenn die Herausforderungen größer werden, der Fußball rollt auch im kleinsten Dorf, nicht zuletzt, weil sich landesweit 306.000 Menschen (242.000 Männer, 64.000 Frauen) in Fußballvereinen und -abteilungen in ehrenamtlichen Positionen engagieren, 116.000 davon auf Vorstandsebene. Zählt man punktuelle freiwillige Unterstützer dazu – die Fahrerin beim Auswärtsspiel der D-Junioren, den Grillmeister beim Sommerfest – sind es sogar 1,7 Millionen. Alle Generationen packen mit an. Unter den Ehrenamtlichen ist sogar die Gruppe der 14- bis 19-Jährigen die aktivste. Über die Hälfte dieser Altersgruppe engagiert sich freiwillig. Der DFB und seine Landesverbände fördern junges Ehrenamt (bis zum 30. Lebensjahr) unter anderem durch die Bildungsreise »Fußballhelden« an die spanische Küste nördlich von Barcelona, mit der jährlich 265 talentierte Ehrenamtler belohnt werden. Seit mehr als 20 Jahren besteht darüber hinaus die »Aktion Ehrenamt« des DFB mit zahlreichen verschiedenen Maßnahmen und Projekten. Die Ehrungsveranstaltung »Club 100« findet mittlerweile seit 23 Jahren statt. Zum Paket gehören unter anderem natürlich auch Tickets für ein Länderspiel. Pro Jahr finden zudem 100 Ehrungen vor Ort in den Vereinen statt – als Danksagung für ein langes ehrenamtliches Engagement.

Neue Impulse bei der Aufwertung des Ehrenamtes

Daneben möchte der DFB bei der Aufwertung des Ehrenamtes neue Impulse setzen und hat diese in den vergangenen Monaten in öffentlichen Äußerungen, Publikationen und im persönlichen Austausch formuliert. Einer von mehreren Ansatzpunkten ist, nachweislich langjährig im Ehrenamt Tätigen durch zusätzliche Rentenpunkte eine Anerkennung für ihr gesellschaftliches Engagement zukommen zu lassen oder etwa eine Anrechnung bei der Studienplatzwahl. Der DFB wird diese und weitere Anregungen in den kommenden Wochen weiter mit Experten aus Sport, Politik sowie Vertretern von gemeinnützigen Verbänden und Organisationen diskutieren. Dazu stehen wir im regelmäßigen Austausch mit dem Deutschen Olympischen Sportbund, der Initiative Teamsport Deutschland und weiteren Verbänden. Darüber hinaus wird der DFB die Bundesregierung beim Aufbau der »Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt« unterstützen. Hierbei steht der DFB mit dem Bundesinnenministerium in Kontakt. Der DFB sieht die Förderung und Stärkung des Ehrenamts als kontinuierlichen Prozess. Denn für diese komplexen gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen kann es keine schnellen Lösungen und keine Alleingänge geben. Wir müssen uns schließlich fragen, wie können der Fußball und seine rund 25.000 Vereine weiterhin attraktiv bleiben, um sich dort ehrenamtlich zu engagieren? Gerade heute, da deutlich mehr und immer flexiblere Engagementfelder gefragt sind. Das »Neue Ehrenamt« drängt nach vorne: Die jüngeren Generationen neigen zum Wunsch zu befristeter Projektarbeit und dem konkreten Nutzen des Engagements für die eigene persönliche oder berufliche Entwicklung. Sie wollen heute weniger Zeit als früher für ihren Verein aufwenden. 58 Prozent der Engagierten investieren im Schnitt zwei Stunden oder weniger pro Woche. Wir müssen also auch zukünftig attraktive Angebote schaffen, um die Menschen an unsere Vereine zu binden. Sie müssen sich mit ihrer Aufgabe und ihrem Verein identifizieren können, wir müssen ihnen Möglichkeiten und Mehrwerte aufzeigen und eine geeignete Anerkennung schaffen.

Ehrenamtsförderung ist kein Zufallsprodukt

Gerade für die Zukunft unserer Fußballvereine ist es von überragender Bedeutung, die zahlreichen Mitglieder mit Migrationshintergrund für ein Ehrenamt im Klub zu gewinnen. Hier spiegelt sich die Mitgliederstruktur noch nicht in ausreichendem Maße wider. Festzuhalten ist: Ehrenamtlich Tätige übernehmen einen unverzichtbaren Teil bei der Bewältigung zivilgesellschaftlicher Aufgaben. Dies gilt nicht nur im Fußball, sondern im Sport im Allgemeinen, sowie für alle Bereiche des kulturellen und sozialen Lebens und für Hilfsorganisationen. Ehrenamtliche verdienen zur Erleichterung und Verbesserung ihrer Arbeit ein adäquates Angebot von Aus- und Fortbildung und Anerkennung durch Politik und Öffentlichkeit. Dabei ist Ehrenamtsförderung kein Zufallsprodukt, sondern muss durch gezielte Bildungs- und Entwicklungsmaßnahmen systematisch geplant und umgesetzt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vereine müssen auf die aktuellen und zukünftigen Anforderungen vorbereitet und mit den nötigen Qualifikationen versorgt werden. Sonst kann unser einzigartiges ehrenamtliches System nicht aufrechterhalten werden.


Beitrag im Newsletter Nr. 5 vom 12.3.2020
Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

Zurück zum Newsletter


Autor

Fritz Keller ist seit 2019 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Zuvor war der Winzer, Hotelier und Gastronom Präsident des SC Freiburg.

Kontakt: info@dfb.de


Redaktion

BBE-Newsletter für Engagement und Partizipation in Deutschland

Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)
Michaelkirchstr. 17/18
10179 Berlin

Tel.: +49 30 62980-115

newsletter@b-b-e.de
www.b-b-e.de

Zum Seitenanfang