Beitrag im Newsletter Nr. 22 vom 4.11.2021

SuperCoop Berlin

Johanna Kühner

Inhalt

Alle machen mit: der erste genossenschaftliche Supermarkt Berlins
Brauchen wir wirklich noch einen Supermarkt?
Von der Idee zum ersten Supermarkt
Wie funktioniert das konkret?
Wie geht es weiter?
Autorin
Redaktion

Alle machen mit: der erste genossenschaftliche Supermarkt Berlins

Seit dem 22. September gehen 650 Berlinerinnen und Berliner in ihrem eigenen Supermarkt einkaufen. Gemeinsam betreiben sie den ersten genossenschaftlich organisierten Mitmach-Supermarkt in Berlin-Wedding. Alle packen für 3 Stunden im Monat mit an, um nachhaltige Produkte zu fairen Preisen für Mitglieder und Erzeuger*innen einzukaufen: an der Kasse, beim Regale einräumen, Lieferscheine prüfen und neue Mitglieder begrüßen.

Als Miteigentümer*innen wissen alle genau, wie viel Geld bei den Erzeuger*innen landet, wie viel in Miete, Strom und andere Kosten fließt und natürlich woher die Kartoffeln kommen, die man gerade ins Regal geräumt hat. An einer Tafel im Eingangsbereich werden Produktwünsche gesammelt, die das Einkaufsteam dann für die Nachbestellungen aufnimmt.

So entsteht durch das Mitwirken aller ein Gewinn für die Gesellschaft statt für Einzelne. Klingt erstmal ungewöhnlich? Dass das Modell funktioniert, zeigen bereits erfolgreich funktionierende Kooperativen mit 17.000 Mitgliedern in New York, 7.000 in Paris, 1.000 in München und jetzt auch in Berlin! Weitere Projekte in anderen Städten wie Köln und Hamburg stehen bereits in den Startlöchern.

Brauchen wir wirklich noch einen Supermarkt?

Wenn wir heute einkaufen gehen, wissen wir oft nicht, woher die Produkte kommen, wie sie angebaut wurden und wie die Arbeiter*innen behandelt werden. Immer mehr Menschen leben in der Stadt, wo wir schnell die Verbindung zu unserem Essen und seiner Herkunft verlieren. Eine fehlende Verbindung gibt es nicht nur zu unserem Essen, sondern auch zu unseren Mitmenschen. Wir leben in einer Gesellschaft mit wachsender Ungleichheit, was sich ganz alltäglich auch darauf auswirkt, wie und was wir essen. Doch mit fehlendem Wissen über diese Probleme können wir sie nicht lösen. Und schon gar nicht alleine.

Um uns wieder mehr mit unserer Ernährung und unserer Nachbarschaft zu verbinden, wurde SuperCoop gegründet. Der Unterschied zum normalen Supermarkt:

• Gute, gesunde und fair produzierte Lebensmittel werden durch das Mitwirken aller zu erschwinglichen und transparenten Preisen angeboten.

• Als Mitglieder haben alle ein Mitspracherecht, wissen genau, woher die Produkte kommen und wohin das Geld fließt.

• Unternehmerisches Handeln ist bei SuperCoop ein Werkzeug, um finanziell nachhaltig das Gemeinwohl sowie regionale Betriebe zu fördern und die Umwelt zu schützen. Gewinne sind das Mittel, nicht das Ziel.

Von der Idee zum ersten Supermarkt

Im Herbst 2018 hat sich eine kleine Gruppe von Menschen zusammengefunden, die überzeugt war, dass Einkaufen gemeinschaftlich doch besser gehen muss! Inspiriert durch den Dokumentarfilm »Food Coop« über die Park Slope Food Coop in New York, haben sie diesen in die Berliner Kinos gebracht und konnten durch ein erstes Crowdfunding einen Prototypen mit Online-Shop und Abholung regionaler Lebensmittel starten.

Als das Lager in Friedrichshain zu klein wurde für die Produkte und die wachsende Mitgliederzahl, wurde mit 40 Gründungsmitgliedern im Oktober 2020 eine Genossenschaft gegründet und die Suche nach einem größeren Standort und Finanzierung gestartet. Durch ein zweites Crowdfunding im Mai 2021 kamen über 500 Mitglieder zustande! So konnte der Mietvertrag für die erste Fläche in Berlin-Wedding unterschrieben, ein Darlehen aufgenommen und mit vielen vielen helfenden Händen der Laden renoviert, ausgestattet und mit Produkten gefüllt werden.

Wie funktioniert das konkret?

Bei SuperCoop haben alle Mitglieder drei Rollen: Mitarbeiter*innen: Jedes Mitglied hilft 3 Stunden pro Monat in verschiedenen Arbeitsgruppen mit. So tragen alle zum täglichen Betrieb des Supermarkts bei, zum Beispiel beim Einräumen der Ware oder an der Kasse. Durch die Zusammenarbeit senken wir die Kosten und damit auch die Preise. Alle leisten einen Beitrag und alle profitieren. Deshalb kann man auch nicht mehr bezahlen und dafür weniger arbeiten. Es entsteht eine Gemeinschaft, in der wir alle ein aktiver Teil der Veränderung sind. Miteigentümer*innen: SuperCoop gehört allen, die dort einkaufen. Jedes Mitglied zeichnet einen Genossenschaftsanteil in Höhe von 100€ und zahlt ein einmaliges Eintrittsgeld von 10€. Auch eine Ratenzahlung über 2 Jahre ist möglich. Bei Beendigung der Mitgliedschaft erhält man seinen Anteil zurück. Jedes Mitglied hat die Möglichkeit, an der Generalversammlung teilzunehmen und mitzuentscheiden. Zum Beispiel über die Kriterien für die Produktauswahl, Regelungen zur Freistellung der Mitarbeit von Eltern und der Schaffung eines Solidaritätsprinzips. Kund*innen: Als Kund*innen können die Mitglieder in ihrem eigenen Supermarkt einkaufen und haben Zugang zu einer Vielfalt an Produkten. Auch nicht-biologisch zertifizierte Produkte werden angeboten, um den Einkauf für verschiedene Einkommensklassen zu ermöglichen. Zudem gibt es vollständige Transparenz, die neben Schildern im Laden u.a. auch durch ein internes Wiki ermöglicht wird.

Wie geht es weiter?

Die Eröffnung des ersten Ladens ist für die Genossenschaft ein wichtiger Meilenstein und gleichzeitig auch erst der Start: Für ein Vollsortiment, längere Öffnungszeiten, das Einrichten von Abholstellen in mehr Stadtteilen und ein größeres Lager für mehr Direktvermarktung wird Ende des Jahres nochmal von 200 qm auf 700 qm erweitert. Direkt nebenan. Dafür braucht die Genossenschaft rund um die Vorstandsmitglieder Eugénie, Jessica, Johanna und Marie weiterhin Unterstützung und freut sich über neue Mitglieder.

Denn SuperCoop ist viel mehr als ein Supermarkt. Es ist ein Ort, an dem Menschen, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten, zusammenarbeiten und voneinander lernen. Jedes aktive Mitglied kann neue Ideen einbringen und umsetzen. In unserem Vorbild in New York gibt es sogar eine eigene Kita, eine Suppenküche und sogar Kompost wird selbst hergestellt. Das zeigt: eine Gemeinschaft ist mehr als die Summe ihrer Teile und wir können was bewegen - wenn alle mit anpacken.


Beitrag im Newsletter Nr. 22 vom 4.11.2021
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Autorin

Johanna Kühner ist Vorständin von SuperCoop Berlin.

Kontakt: contact@supercoop.de

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