
Tür an Tür - miteinander wohnen und leben e.V.
Arbeitsschwerpunkt
Tür an Tür – miteinander wohnen und leben e.V. will die Lebensbedingungen und die Integration von Geflüchteten, ImmigrantInnen und Menschen mit ausländischen Wurzeln verbessern. Ziel ist, ihre gesellschaftliche Teilhabe zu stärken und ihre Möglichkeiten zu erweitern, für sich selbst zu sprechen, zu handeln und zu sorgen. Gleichzeitig will Tür an Tür Akzeptanz und Integrationsbereitschaft in der Gesellschaft stärken. So setzt Tür an Tür an der Förderung der/des Einzelnen an, wirkt aber auch auf eine Veränderung struktureller und gesetzlicher Rahmenbedingungen hin.
Gegründet 1992 aus dem Kreis der UnterstützerInnen des ersten Augsburger Kirchenasyls ist Tür an Tür in Augsburg zuhause und lokal, aber auch regional, national und transnational zu den Themen Asyl und Migration vernetzt. 25 Jahre nach der Gründung von Tür an Tür engagieren sich vor Ort rund 60 Hauptamtliche und 150 Ehrenamtliche in der Beratung und Qualifizierung bzw. der Begleitung und Unterstützung von Geflüchteten und Immigranten. Rund 170 Mitglieder tragen den Verein.
Zur Umsetzung konkreter Aufgaben gründete der Verein drei gemeinnützige GmbHs, konzipiert aber auch weiterhin eigene Projekte, fördert soziale Kontakte und engagiert sich in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion für Geflüchtete und Immigranten.
- Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit
Workshops mit Schulklassen, Kirchengemeinden und weiteren Gruppen, Imagekampagnen und Veranstaltungsreihen wie der monatliche Asylpolitische Frühschoppen oder die jährliche RefugeeWeek tragen Themen und Ziele von Tür an Tür in die Öffentlichkeit. - Riss – Augsburgs Zeitung für soziale Themen
Seit 1997 ist der Verein Herausgeber der Straßenzeitung, die von einer ehrenamtlichen Redaktion produziert und vom SKM (Sozialdienst katholischer Menschen) an die Verkäufer verteilt wird. - Europadorf | Tür an Tür – miteinander wohnen und leben gGmbH
Tür an Tür übernahm 1999 das Europadorf in Augsburg. Wo in den 1950er Jahren von den Nazis verschleppte Zwangsarbeiter ein neues Zuhause fanden, leben heute Familien unterschiedlicher Herkunft in 36 Wohnungen. - Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH
Seit 2005 realisiert die Integrationsprojekte gGmbH zahlreiche Projekte, die aus Mitteln der EU, des Bundes, des Landes oder der Kommune gefördert sind. Thematische Schwerpunkte sind die Arbeitsmarktintegration und die interkulturelle Öffnung. - Café Tür an Tür
2015 eröffnete der Verein in einer ehemaligen Busgarage ein gemeinsam von SchülerInnen, NachbarInnen und Geflüchteten errichtetes Café als nicht-kommerziellen Treffpunkt für alle in einem ethnisch und sozial äußerst heterogenen Stadtteil. - Tür an Tür – Digital Factory gGmbH
Als Dienstleister für digitale Lösungen im sozialen Bereich gründeten Tür an Tür und der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der TU München 2016 die Digital Factory, die aus einer studentischen Initiative hervorging; sie hatte die App Integreat, einen digitalen Alltagsguide für Geflüchtete, entwickelt.
Tür an Tür erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 2010 den »Sozialpreis der bayerischen Landesstiftung« und 2013 den »Hauptpreis des Integrationspreises der bayerischen Staatsregierung«. 2016 präsentierte das Deutsche Architekturmuseum das Café Tür an Tür auf der Architektur-Biennale in Venedig.
Bezug zum bürgerschaftlichen Engagement
Seit Gründung 1992 ist die Arbeit für Geflüchtete und ImmigrantInnen bei Tür an Tür ohne bürgerschaftliches Engagement nicht vorstellbar. Zum einen, da insbesondere die Gruppe der Geflüchteten lange Zeit wenig Unterstützung durch öffentliche Mittel erfahren hat, zum anderen – und das war für Tür an Tür stets der weitaus bedeutendere Aspekt – da der Kontakt zu Freiwilligen für ZuwandererInnen eine der wichtigsten Brücken in die aufnehmende Gesellschaft darstellt und ein Ankommen in Deutschland erleichtert. Gleichzeitig bietet ein Engagement für die/den einzelne/n Freiwillige/n, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes eine Möglichkeit, bestehende Bewertungen und Einschätzungen auf Grundlage persönlicher Kontakte zu überdenken.
Bereits Ende der 1990er wurde bei Tür an Tür eine Freiwilligenkoordination eingerichtet, die bis heute Ansprechpartner ist für alle, die sich für Geflüchtete und ImmigrantInnen in Augsburg einbringen möchten oder aber das bereits tun. Sie unterstützt Freiwillige durch Erst- und Reflexionsgespräche, eine Beratung zu Engagementfeldern, Schnupper-Engagements mit Auswertungsgesprächen und eine Begleitung des Gesamtengagements bis hin zu einer gemeinsamen Entwicklung neuer Aufgaben und Strukturen. Fortbildungen zu asyl- und migrationsspezifischen Themen, zu engagementspezifischen Themen wie der Sprachvermittlung, aber auch zu Themen persönlicher Grenzen und Belastbarkeit ergänzen das Angebot für Freiwillige.
Um Engagementmöglichkeiten für ZuwandererInnen einem größeren Kreis bekannt zu machen, organisiert Tür an Tür Austauschtreffen zwischen bereits engagierten und neu interessierten Freiwilligen, nimmt an lokalen Freiwilligenmessen teil und steht in engem Kontakt zu Lehrstühlen und studentischen Initiativen an der Hochschule und der Universität Augsburg.
Freiwilligenengagement bei Tür an Tür – gestern und heute
Am Anfang von Tür an Tür standen eine Idee und viele Engagierte. Eine gemeinsame Wohnanlage für Geflüchtete und Studierende sollte die Unterbringungssituation von Asylsuchenden verbessern. Auch wenn die Wohnanlage aufgrund der veränderten politischen Lage zu Beginn der 1990er nicht entstand, blieben der für den Bau gegründete Verein Tür an Tür und viele Engagierte. Und sie hatten viele Ideen, von »Asylpolitischen Kaffeefahrten« zu Unterkünften in und um Augsburg bis hin zur Verleihung der »Goldenen Abrissbirne« an deren schlechteste.
Heute gestalten die fünf ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder des Vereins sowie die fünf ehrenamtlichen Geschäftsführer der drei gemeinnützigen GmbHs Richtung und Zukunft von Tür an Tür. Rund 170 Mitglieder unterstützen Tür an Tür finanziell und ermöglichen gemeinsam mit rund 60 Hauptamtlichen und 150 Ehrenamtlichen die Umsetzung neuer Ideen wie die des Cafés Tür an Tür, das sich über praktische Hilfe an Theke und Herd freut. Für alle, die lieber die Feder als den Kochlöffel schwingen, bietet die Straßenzeitung Riss Gelegenheit zu literarischer Kreativität oder journalistischer Berichterstattung. Im Projekt netzwerk4a sucht Tür an Tür engagierte Menschen, die Geflüchtete beim Spracherwerb unterstützen – ob als DozentIn, SprachpatIn oder in den offenen Strukturen des Deutsch- und Lern-Cafés. Und die Mentoring-Partnerschaft macht qualifizierte ZuwandererInnen mit berufserfahrenen MentorInnen bekannt, um den Mentees durch individuelle Begleitung den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Aktuelle Publikationen
Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Informationen für Ehrenamtliche (2017)
Um die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen effektiv und zielorientiert zu gestalten, ist die Bereitstellung und Verbreitung von einschlägigen Informationsmaterialien für Freiwillige zu den Themen der Arbeitsmarktintegration wichtig. Ziel der von Tür an Tür im IQ Landesnetzwerk Bayern in Zusammenarbeit mit den zuständigen IQ Fachstellen und dem BMAS erstellten und mit unterschiedlichen haupt- und ehrenamtlichen AkteurInnen des Förderprogramms IQ abgestimmten Broschüre ist, Freiwilligen einen allgemeinen Überblick zu folgenden arbeitsmarktrelevanten Themen zu geben: Anerkennung ausländischer Qualifikationen, Arbeitsmarktzugang für Geflüchtete, allgemeine Übersicht der Deutschkurse und Umgang mit Traumafolgestörungen.
Download
Flucht, Migration und Bürgerengagement. 40 Projekte (2016)
Als Praxisguide und Impulsgeber richtet sich dieses Buch an engagierte BürgerInnen, Initiativen und EntscheiderInnen in Städten und Gemeinden. Die aktuellen Aufgaben der Beherbergung und der Eingliederung von Geflüchteten in Gesellschaft, Bildungssystem und Arbeitsmarkt stellt Verantwortliche vor neuartige Herausforderungen. Oft fehlen vor Ort praktische Erfahrungen und tragfähige Konzepte. Dieses Buch unterstützt Interessierte und Engagierte mit konkreten Vorschlägen. 40 Projekte aus der Praxis zeigen Ideen und Möglichkeiten, gewonnene Erfahrungen und erarbeitete Strategien. Herausgeber: Tür an Tür – miteinander wohnen und leben e. V. | Augsburg: Wißner-Verlag | ISBN 978-3-95786-001-9