Mitglieder
Dachverband Gemeindepsychatrie

Dachverband Gemeindepsychatrie

Grundlagen unserer Arbeit
Seit seiner Gründung versteht sich der Dachverband Gemeindepsychiatrie als der Zusammenschluss gemeindepsychiatrischer Trägerorganisationen, die ambulante, lebensweltorientierte Hilfen für psychisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen anbieten. Zu ihnen gehören professionelle Anbieter in unterschiedlichsten Rechtsformen, aber auch die sozialraumorientierten Unterstützungsangebote engagierter BürgerInnen sowie Organisationen der Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener und Angehöriger. Die im Dachverband zusammengeschlossenen Organisationen arbeiten interdisziplinär und multiprofessionell. Sie vertreten keine berufsständischen Interessen und sind unabhängig von industriellem Sponsoring. Die Verpflichtung zur Förderung der Selbsthilfeaktivitäten von Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen sowie die Förderung des Trialogs und der Mitarbeit engagierter BürgerInnen sind Kennzeichen seiner und der Arbeit seiner Mitglieder. Die Debatte um die UN-Behindertenrechtskonvention und die Inklusion bedingt eine Neugestaltung bürgerschaftlichen Engagements unter Einbeziehung psychiatrie-erfahrener Menschen. Der Dachverband Gemeindepsychiatrie fördert seit seinem Bestehen dies aktiv im Rahmen seiner Projekte, Lobbyarbeit und seiner Mitgliederkommunikation.

Kompetenz seit 40 Jahren
Zu den in den vergangen beiden Jahrzehnten erreichten Verbesserungen haben die im Dachverband zusammengeschlossenen Bürgerinitiativen, Gruppen und Hilfsvereine einen wichtigen Beitrag geleistet. Als sich diese Gruppierungen 1976 zu einem bundesweiten Verband zusammenschlossen, galt es, Pionierarbeit beim Aufbau neuer Hilfeformen zu leisten. Die Mitgliedsorganisationen sind in den einzelnen Städten und Gemeinden aktiv, denn psychisch Kranke sollen mitten unter uns leben können. Die Vereine bieten hierzu ein breites Spektrum an Hilfen: betreute Wohnformen, Freizeitangebote, Kontaktzentren und begleitende Hilfen bis hin zu Beschäftigungsmöglichkeiten und Selbsthilfefirmen. In den neuen Bundesländern entstehen seit der Wiedervereinigung in zunehmendem Maße örtliche Initiativen, die ebenfalls diesen Weg mit Erfolg beschreiten. Zu den Besonderheiten des Dachverbandes gehört, dass in ihm nur solche Gruppierungen und Vereine zusammengeschlossen sind, die die Betroffenen, die Angehörigen und die BürgerInnen neben den Professionellen aktiv und verantwortlich beteiligen. Inzwischen gehören dem Dachverband rund 200 Vereine/Gruppen in allen Bundesländern mit über 18.000 Mitgliedern an.  

Bezug zum Bürgerschaftlichen Engagement
»Ohne Bürgerschaftliches Engagement keine Gemeindepsychiatrie«. Auf diesen kurzen Nenner lassen sich die Erfahrungen der sozialen Psychiatrie in der zurückliegenden Jahrzehnten bringen. Von den Erfolgen der Psychiatrie-Enquête in den 1970ern und die zunehmende Ambulantisierung der Versorgung bis hin zu aktuellen Herausforderungen wie der Umsetzung der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen – immer waren es auch engagierte BürgerInnen, die die Gemeindepsychiatrie weiterentwickelt und vorangebracht haben. Das Bürgerschaftliche Engagement trägt die Gemeindepsychiatrie bereits im Namen: Die Auseinandersetzung mit seelischer Gesundheit ist nach unserem Verständnis nichts, was hinter Mauern in abgeschotteten Sonderwelten stattfinden soll, sondern im Sozialraum der Menschen – also dort, wo sie leben, wohnen und arbeiten, sprich: in der Gemeinde. ExpertInnen aus Medizin und Forschung sind sich heute weitgehend darüber einig, dass die erfolgreiche Einbeziehung psychisch erkrankter BürgerInnen in ein inklusives soziales Umfeld – etwa in Form einer sinnstiftenden Arbeit – oft die beste Medizin ist und entscheidend zur Genesung beitragen kann.

Diese Inklusion im Sozialraum kann aus unserer Erfahrung nur mit breiter Unterstützung von engagierten BürgerInnen gelingen. Heute sind viele der gewachsenen Initiativen für eine gemeindenahe, ambulante und an der Lebenswelt der psychisch Kranken orientierte Psychiatrie in einem breiten Netz von ambulanten regionalen Anbietern aufgegangen, die maßgeblich die psychiatrische Versorgung prägen. Dass die Versorgungslandschaft in den letzten Jahren auch professioneller geworden ist und dadurch ökonomische Überlegungen mehr Raum einnehmen, ist dabei kein Widerspruch zum bürgerschaftlichen Ansatz der Gemeindepsychiatrie, im Gegenteil: Bürgerschaftlich Engagierte bilden nach wie vor den Kern der Bewegung. Weil Psychiatrie-Erfahrene, ihre Verwandten und Freunde ExpertInnen für konkrete Fragen seelischer Gesundheit sind, werden sie zu unverzichtbaren PartnerInnen für Professionelle und helfen entscheidend dabei mit, die ambulante Versorgung psychisch Kranker nach deren Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten. In unzähligen Bürgervereinen, Selbsthilfegruppen, Nachbarschaftsprojekten oder Beratungsstellen leisten die Betroffenen selbst, Ihre Freunde und Angehörigen deutschlandweit unverzichtbare ehrenamtliche Arbeit. Daher ist es ein erklärtes Ziel und langjährige Praxis des Dachverbands Gemeindepsychiatrie, ehrenamtlich Engagierte als PartnerInnen zu gewinnen.
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Die Inklusionsdebatte als Wegweiser
Durch die aktuelle Debatte über Inklusion und die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen erscheint Bürgerschaftliches Engagement so wichtig wie nie zuvor: Wenn wir die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention ernst nehmen, dann muss sich unsere Gesellschaft grundlegend ändern: Weg von einer reinen Leistungsgesellschaft, die die Schwachen zurück lässt und auf Dauer immer mehr Menschen krank macht und hin zu einem Miteinander, in dem wir jedem Menschen, egal welche Voraussetzungen er mitbringt, mit Respekt begegnen und ihm aktiv ermöglichen, an unserer Gesellschaft teilzuhaben. Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, dann brauchen wir dafür die Zustimmung und die Unterstützung einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit. Diese kann nicht »von oben« herab bestimmt werden, sondern sie muss »von unten« erwachsen und kann nur durch Bürgerschaftliches Engagement getragen werden.

Broschüre »Irre Engagiert. Bürgerschaftliches Engagement in der Gemeindepsychiatrie« Download


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Stimmberechtigtes Mitglied Zivilgesellschaft
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