Zukunftsperspektiven der europäischen Zivilgesellschaft (Jugend)
Im zweiten Halbjahr 2020 übernimmt Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft – sechs Monate, in denen auch im Bereich Jugend einiges bewegt werden soll. Welche Zukunftsperspektiven sieht die Jugend für Europa? Junges Engagement und politische Partizipation von Jugendlichen stehen im Fokus des diesjährigen Schwerpunktthemas.
BBE Europa-Nachrichten Nr. 1 vom 23. Januar 2020
Konferenz zur Zukunft Europas
Die Konferenz zur Zukunft Europas ist eine Initiative, die sich mit der Frage befasst, welche rechtlichen Änderungen nötig wären, um die EU besser auf die Zukunft vorzubereiten. Die Initiative wird sich voraussichtlich über einen Zeitraum von zwei Jahren erstrecken und soll Bürger*innen aller Gesellschaftsschichten einbeziehen und ihnen die Möglichkeit eröffnen, zur Debatte beizutragen. Das Europäische Parlament ist die erste der drei Haupt-EU-Institutionen, die am 15. Januar 2020 mit einer Entschließung Position zur Organisation und dem Umfang der anstehenden Konferenz bezogen hat. Die Entschließung erhielt 494 Stimmen, bei 147 Gegenstimmen und 49 Enthaltungen. Gefordert werden thematische Bürgerforen, bei denen Bürger*innen aller Gesellschaftsgruppen aus ganz Europa einbezogen werden sollen. Es soll ein transparenter, inklusiver, partizipativer und ausgewogener »Bottom-Up«-Ansatz für EU-Reformen angestoßen werden. Ebenso sollen Vertragsänderungen ermöglicht und ein dauerhafter Mechanismus für die Einbeziehung von Bürger*innen geschaffen werden. Die Verhandlungen mit der Kommission und dem Europäischen Rat sollen rechtzeitig abgeschlossen sein, damit die Konferenz am Europatag 2020, dem 9. Mai, beginnen und bis zum Sommer 2022 laufen kann. Am 22. Januar 2020 veröffentlichte die Europäische Kommission die Mitteilung an das Europäische Parlament und den Rat: Gestaltung der Konferenz zur Zukunft Europas.
Kroatische Ratspräsidentschaft und Engagementpolitik
Vom 1. Januar bis 30. Juni 2020 hat zum ersten Mal das 2013 beigetretene Kroatien die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union inne. Motto Kroatiens ist »Ein starkes Europa in einer sich wandelnden Welt«. Die Vorhaben- und Aufgabenliste ist lang und anspruchsvoll: die Südosterweiterung der EU, der demografische Wandel und seine Folgen nicht zuletzt in Südosteuropa, der Brexit, der Mehrjährige Finanzplan, Migrationspolitik und Klimapolitik. Unverkennbar ist ein starker Fokus auf Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Engagement- und Demokratiepolitik spielen eine erkennbar nachrangige Rolle. Lediglich im Feld der Jugendpolitik wird es konkreter im Sinne eines Empowerments von Jugendlichen und zivilgesellschaftlichen Jugendorganisationen. So heißt es im kroatischen Programm für die Ratspräsidentschaft (S. 48): »The Presidency will continue to work on the timely adoption of the Regulation on the European Solidarity Corps.«
Kroatisches Programm für die Ratspräsidentschaft (PDF)
BBE Europa-Nachrichten Nr. 2 vom 5.3.2020
Europas Zukunftskonferenz: Erwartungen und Vorschläge aus der Zivilgesellschaft
Die Etablierung einer beteiligungsorientierten Konferenz zur Zukunft Europas gehört zu den Versprechen der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Am 22. Januar 2020 präzisierte die Kommission ihre Vorstellungen. Eine Woche zuvor hatte dies auch schon das Europäische Parlament getan. Dr. Linn Selle, Präsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD), forderte am 22. Januar 2020 von der Kommission mehr Präzision und sieht Widerstände gerade auch bei den nationalen Regierungen. In Deutschland sei diese nach wie vor nicht sprechfähig bei dem Thema. Am 28. Januar 2020 und am 6. Februar 2020 mahnte die Europa-Union Deutschland (EUD) eine ernsthafte Beteiligung der Bürger*innen, die zufällig aus repräsentativen Agoren ausgelost werden sollen, an der bis 2022 dauernden Konferenz an. Zugleich will sie, dass das europäische Parlament die Schlüsselrolle in diesem Prozess innehat. Civil Society Europe kritisierte am 21. Januar 2020 das Parlament dafür, dass es der Zivilgesellschaft keine zentrale Rolle zuweise: »In order to make the participation of citizens and also of all the people that live in the EU meaningful, European civil society organisations must be closely involved in all the stages of the process, including in the Conference Plenary.«
Pressemitteilung der EBD vom 22. Januar 2020
Pressemitteilung der EUD vom 28. Januar 2020
Pressemitteilungen von Civil Society Europe vom 21. Januar 2020
Pressemitteilungen von Civil Society Europe vom 6. Februar 2020
BBE Europa-Nachrichten Nr. 3 vom 2.4.2020
BBE-Koordinierungsausschuss zur Konferenz zur Zukunft Europas
Am 26. März 2020 tagte der Koordinierungsausschuss (KOA) des BBE – ein strategisches Gremium des Netzwerks – digital. Auf der Tagesordnung stand u.a. eine Positionierung zur Konferenz zur Zukunft Europas – zu einem zweijährigen Prozess, dessen Einberufung die Europäische Kommission im Sommer 2019 angekündigt hat. »Diese Konferenz soll die Europäerinnen und Europäer zusammenbringen und unseren jungen Menschen, der Zivilgesellschaft und den europäischen Institutionen als gleichberechtigten Partnern eine starke Stimme geben.« – so Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission in »Eine Union, die mehr erreichen will. Meine Agenda für Europa« vom 16. Juli 2019. Der Koordinierungsausschuss des BBE begrüßt den Vorschlag der Europäischen Kommission und die bisher gemachten Anstrengungen der Organe der EU zur Durchführung einer Konferenz zur Zukunft Europas. Das BBE weist darauf hin, dass mit Art. 11 EUV bereits die rechtlich geeigneten und verbindlichen Mittel zur partizipativen Einbeziehung der organisierten Zivilgesellschaft in »einen offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog« mit den Organen der EU gegeben sind. Der Beschlussvorschlag, dass das BBE sich für eine angemessene Vertretung der organisierten Zivilgesellschaft einsetzt, wurde einstimmig angenommen.
Forschungsjournal: Europäische Zivilgesellschaft und die Zukunft Europas
Das neue Heft des Forschungsjournals Soziale Bewegungen macht in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsfeld Europa des BBE das Thema »Europäische Zivilgesellschaft und die Zukunft Europas« zum Schwerpunkt und analysiert Perspektiven für eine andere europäische Politik. Welche Folgen hatte die Europawahl für die Akteure der europäischen Zivilgesellschaft? Wie kann eine Umsetzung der europäischen Agenda der Zivilgesellschaft gelingen? »Wer rettet die liberale Demokratie in Europa?«. Haben die Bürgerkonferenzen Potenzial für einen Neuanfang der EU? Den Auftakt macht Rupert Graf Strachwitz mit grundlegenden Hinweisen zum gemeinsamen europäischen Narrativ. Das vollständige Inhaltsverzeichnis sowie einige Beiträge sind auf der Website des Forschungsjournals online zugänglich.
Weitere Informationen zum aktuellen Heft
Fokusgruppe Europäische Jugendhauptstadt 2023: Bewerbung
Im Auswahlprozess der Europäischen Jugendhauptstadt 2023 soll eine Fokusgruppe von 5 Personen neben der Jury die drei Städte in der engeren Auswahl am 9.-10. Juli 2020 analysieren und ein Feedback geben. Bis zum 10. April 2020 kann man sich beim European Youth Forum um eine Teilnahme an dieser Fokusgruppe bewerben. Gesucht werden Menschen, die Jugendbeteiligung gefördert haben bzw. die an der Etablierung von europäischer Jugendpolitik auf lokaler Ebene oder auch am Wettbewerb um die Europäische Jugendhauptstadt beteiligt waren.
BBE Europa-Nachrichten Nr. 4 vom 30.4.2020
#EngagEUrCouncil für Jugendbeteiligung
Deutschland, Portugal und Slowenien übernehmen sukzessive die EU-Ratspräsidentschaften bis Ende 2021 und wollen dabei ihre aufeinander folgenden Präsidentschaften eng miteinander verzahnen. Darauf bezieht sich auch das Projekt #EngagEUrCouncil für Jugendbeteiligung und Jugendbegegnung des Instituts für Europäische Politik e.V. (IEP), gefördert von der Mercator Stiftung. #EngagEUrCouncil besteht aus drei methodischen Bausteinen, die stufenweise aufeinander aufbauen: #YoungCitizens’FutureLabs, #YoungExpertsLabs und #YoungIdeasPanel. Ziel ist es, Jugendforderungen zu entwickeln und gegenüber politischen Entscheidungsträger*innen zu vertreten. Die methodischen Bausteine bilden einen 6‑monatigen Befähigungs- und Agenda-Setting-Zyklus, der jeweils in Deutschland, Portugal und Slowenien durchgeführt wird.
Junge Europäerin des Jahres 2020: Maria Atanasova
Maria Atanasova aus Bulgarien wird als Junge Europäerin des Jahres 2020 für ihr herausragendes Engagement zur Unterstützung der Roma-Jugend und zur Schaffung von Chancengleichheit von der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa ausgezeichnet. Die angehende Hebamme hilft als Mentorin Kindern und Jugendlichen aus der Roma-Community und ist Mitglied beim Roma Youth Volunteer Network: »Als junge Romni glaube ich an meine Community und daran, dass junge Roma zu denjenigen gehören, die Veränderungen bewirken. Die gegenseitige Unterstützung innerhalb unserer Gemeinschaft ist der Weg zu sozialem Wandel. Ich freue mich, als Junge Europäerin des Jahres ausgezeichnet zu werden und möchte den Preis nutzen, um junge Roma in Europa sichtbarer zu machen«. Die Preisträger*in erhält ein Preisgeld von 5000 Euro und wird außerdem Teil eines europäischen Netzwerks und der Jury des Schwarzkopf-Europa-Preises.
BBE-Europa Nachrichten Nr. 5 vom 28.5.2020
Von Hebel: Corona-Krise und europäische Jugendprogramme
Manfred von Hebel, stellvertretender Leiter von JUGEND für Europa – Deutsche Agentur für die EU-Programme Erasmus+ JUGEND IN AKTION und Europäisches Solidaritätskorps, diskutiert in seinem Beitrag die Auswirkungen der Corona-Krise auf die europäischen Jugendprogramme. Zentrales Kennzeichen dieser Programme ist die Förderung grenzüberschreitender Mobilität. Die Herausforderung: »Mobilitätsprogramme und eine globale Pandemie sind unvereinbare Gegensätze.« Hebel skizziert Erhebungsbefunde über das Ausmaß des Aussetzens bzw. Abbruchs laufender Maßnahmen, aber auch Formen der Fortsetzung in veränderter Form, etwa aus dem Home Office. Zugleich zeigt er, dass die Nachfrage in der neuen Antragsrunde im Mai 2020 deutlich gestiegen ist. Es wird Aufgabe der deutschen EU-Ratspräsidentschaft sein, mit einer noch ausstehenden Einigung auf den mehrjährigen Finanzrahmen auch einen entsprechenden, neuen Programmrahmen für die EU-Jugendprogramme zu realisieren.
Beitrag von Manfred von Hebel (HTML)
Beitrag von Manfred von Hebel (PDF)
BBE-Europa Nachrichten Nr. 6 vom 9.7.2020
Earth Speakr – Kunstprojekt zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft
Earth Speakr ist ein Kunstwerk von Olafur Eliasson, realisiert mit seinem Studio, Kindern und Jugendlichen, kreativen Partnern, Wissenschaftler*innen und Expert*innen. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt aus Anlass der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 gefördert und in Kooperation mit dem Goethe-Institut realisiert. Seit dem 1. Juli 2020 können junge Menschen im Alter von 7-17 Jahren mit einer App kurze Texte via Smartphone aufnehmen und ihre Mimik und Texte auf Gegenstände, Tiere und Pflanzen projizieren. So verkündet ein sprechendes Buch ein Recht auf Bildung für Alle oder ein sprechender Frosch am Tümpelrand: »Noch könnt ihr mich küssen. Bald nicht mehr«. Die gesammelten Nachrichten sind sowohl über die Website abrufbar, bei Instagram verfolgbar oder auch als Augmented Reality- Animationen in der App einsehbar.
Newsroom Europa geht online
Jugendliche aus Deutschland, Portugal und Slowenien gründen ein Jugendpressekorps zur EU-Ratspräsidentschaft. Nach einer intensiven digitalen Trainingswoche zu journalistischen und europapolitischen Themen werden die jungen Medienmachenden sich mit den Themen befassen, die für sie ganz oben auf der Agenda zur EU-Ratspräsidentschaft stehen. Ab Juli bis Dezember 2020 veröffentlichen die jungen Medienmachenden zwischen 17 und 24 Jahren ihre Texte auf dem politikorange-Blog #NewsroomEuropa: Das Projekt der Europäischen Akademie Berlin wird durchgeführt in Kooperation mit dem Centro Intercultura Cidade Lissabon, mit Društvo za razvijanje prostovijanje dela Novo Mesto und der Jugendpresse Deutschland e.V. Unterstützt wird das Vorhaben durch das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung, des Auswärtigen Amts, der Bundeszentrale für politische Bildung und von Erasmus+ Virtual Exchange.
BBE-Europa Nachrichten Nr. 7 vom 6.8.2020
Webinare für Lehrer*innen zum 68. Europäischen Wettbewerb
»Digital EU – and YOU?!« – Beim 68. Europäischen Wettbewerb steht im kommenden Schuljahr die Digitalisierung in Europa im Mittelpunkt. In 13 altersdifferenzierten Aufgabenstellungen werden Schüler*innen von der ersten Klasse bis in die Berufsschule eingeladen, sich kreativ mit Aspekten digitalen Lebens und Lernens zu befassen. Wie sich der Wettbewerb im Unterricht, in Projekten oder AGs einsetzen lässt, ist der Gegenstand von drei Online-Seminaren im September 2020.
Ideen für ein Projekt der Internationalen Jugendarbeit entwickeln
Wohin soll sich Europa aus Sicht junger Menschen entwickeln? Welche Themen sind ihnen dabei wichtig? Um die Antworten auf diese Frage zu finden, fanden von November 2017 bis Februar 2018 in allen EU-Ländern Diskussionen und Umfragen mit jungen Menschen statt. Europaweit beteiligten sich Zehntausende an diesem Prozess – bei Diskussionsrunden, Projekten, Regionalkonferenzen oder über Online-Tools. Im April 2018 diskutierten Jugend- und Ministeriumsvertreter*innen aus allen EU-Ländern bei einer EU-Jugendkonferenz in Bulgarien über die Ergebnisse und entwickelten elf europäische Jugendziele, auch »Youth Goals« genannt. Nun Wie kann man Projekte im europäischen Raum an Hand der 11 Jugendziele entwickeln? Die deutsche National Agentur für Erasmus+ »Jugend für Europa« gibt mit einem Factsheet Hinweise für eine gute Basis, um »die Sinnhaftigkeit eures Projekts zu begründen und bessere Chancen für eine Bewilligung zu erhalten«.
Weitere Informationen über die Youthgoals
Erklärvideo zu der EU-Jugendkonferenz
Weitere Informationen und Factsheet: Europäische Jugendziele / European Youth Goals
BBE-Europa Nachrichten Nr. 8 vom 20.8.2020
BiTriMulti-Training zu Jugendbegegnungen
Vom 19. bis 30. Oktober 2020 findet die erste Online-Ausgabe des BiTriMulti-Trainings zu Jugendbegegnungen bei Erasmus+ statt. Seit über zehn Jahren helfen die europäischen BiTriMulti-Trainingskurse dabei, gute Jugendbegegnungen in Erasmus+ zu planen. Coronabedingt folgt jetzt das erste virtuelle Training. Bewerbungsschluss ist der 15. September 2020.
Neues Akkreditierungsverfahren für Erasmus+
Das neue Erasmus+ Programm (2021 - 2027) ermöglicht es Trägern, mit der Akkreditierung für die Mobilitätsprojekte der Leitaktion 1 einen vereinfachten Zugang zum Programm zu bekommen. Dieser Programmbereich umfasst neu auch die sogenannten »Jugendpartizipationsprojekte«. Diese Projekte sollen das zivilgesellschaftliche Engagement junger Menschen stärken. Nach erfolgreich bestandenem Anerkennungsverfahren, das jederzeit beantragt werden kann, bleibt eine Akkreditierung bis zum Ende der Programmlaufzeit 2027 gültig. Träger sollen dadurch deutlich mehr Planungssicherheit und Flexibilität in der Nutzung der Mittel erhalten, zusätzliche Spielräume für die konkrete Umsetzung und die Detailplanungen für die Aktivitäten können später starten. Das Einzelantragsverfahren bleibt neben dem Akkreditierungsverfahren bestehen. Allerdings schließen sich beide Verfahren aus, d.h. akkreditierte Träger können in Leitaktion 1 keine Einzelanträge mehr stellen.
Hochschulen, Zivilgesellschaft und Engagement internationaler Studierender: Tagung
Am 6. Oktober 2020 findet die (Online-)Tagung des bundesweiten Transfer- und Entwicklungsprojektes STUDIUM HOCH E – Integration durch Engagement statt. Wir übertragen live aus der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften in Halle (Saale). Im Fokus der Tagung steht die Frage nach gelingenden Interaktionen und Kooperationen zwischen Hochschulen und zivilgesellschaftlichen Organisationen am Beispiel der Förderung des Engagements internationaler Studierender. Veranstalter der Tagung sind das BBE in Kooperation mit der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V., dem Hochschulnetzwerk »Bildung durch Verantwortung« e.V., der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. sowie der Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften.
Weitere Informationen zur Tagung werden auf der BBE-Tagungsseite veröffentlicht
Kreativität und Kultur bei Erasmus+: Zusätzliche Mittel
Im Herbst 2020 sollen 200 Millionen Euro mit einem zusätzlichen Aufruf für die Leitaktion 2 »Strategische Partnerschaften« innerhalb des EU-Programms Erasmus+ verausgabt werden. Im Zusatz-Call sollen neben der regulären Antragsrunde europäische Kooperationsprojekte mit der Priorität »Kompetenzentwicklung und Inklusion durch Kreativität, Kunst und Kultur« gefördert werden. Damit soll den durch COVID-19 getroffenen Bereichen der Jugend- wie der Kulturarbeit gemeinsam geholfen werden. Durch eine sektorübergreifende Zusammenarbeit in einer »Partnerschaft der Kreativität« soll es um innovative, auch digitale Dialog- und Aktionsformen gehen, um kreative Zugänge zu schaffen, die allen jungen Menschen eine Stimme geben.
Europa-Nachrichten Nr. 10 vom 12.11.2020
Tekin/ Schubert/ Albrecht: Befähigung zur Beteiligung: Jugend als Agenda-Setter im Projekt #EngagEUrCouncil
Jugendbeteiligung und -begegnung für die Trio-EU-Ratspräsidentschaft liegen im Fokus des Beitrags der Direktorin am Institut für Europäische Politik in Berlin (IEP), Dr. Funda Tekin, sowie von Jana Schubert und York Albrecht, die ebenfalls am IEP tätig sind und dort an dem Jugendbeteiligungsprojekt für die Trio-EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands, Portugals und Sloweniens #EngagEUrCouncil arbeiten. Das zweijährige Projekt #EngagEUrCouncil wurde vom IEP im Januar 2020 initiiert. Junge Menschen aus Deutschland, Portugal und Slowenien vernetzen sich anlässlich der Triopräsidentschaft der drei Länder im Rat der Europäischen Union und erarbeiten politische Ideen – sogenannte Youth Ideas. Wichtig bleibt dabei, Youth Ideas konkret an Entscheidungsträger*innen zu adressieren, eine nachhaltige Vernetzung der Teilnehmenden zu fördern und ihnen andere europapolitische Netzwerke und Initiativen näherzubringen, bei denen sie ihre Bereitschaft zur Beteiligung weiter einbringen können. Ende Oktober 2020 ist ein Projektzyklus von #EngagEUrCouncil zur deutschen Ratspräsidentschaft abgeschlossen, während sich ein zweiter Zyklus zur portugiesischen Ratspräsidentschaft kurz vor der Vollendung befindet. Eine zweite Ausgabe der Youth Ideas wird dann Ende November 2020 im Rahmen einer virtuellen Pre-Presidency Conference in Lissabon einem breiten Publikum vorgestellt. 2021 wird dann die slowenische Ratspräsidentschaft in den Fokus rücken.
Beitrag von Dr. Funda Tekin, Jana Schubert und York Albrecht (HTML)
Beitrag von Dr. Funda Tekin, Jana Schubert und York Albrecht (PDF)
Autengruber: Jugend und die Zukunft Europas
Was ist das Fundament einer nachhaltigen, funktionierenden und progressiven demokratischen Gesellschaft? Vor Allem jetzt, wo Regierungen angesichts der Pandemie oder der bereits vorangegangenen Krisen beginnen zu diskutieren, »welchen Weg sie beschreiten«. Für Autorin Carina Autengruber ist die Gleichberechtigung »leitender Kompass«, denn »wo Ungleichheit regiert, gibt es keine Hoffnung für ein starkes demokratisches System« – so die Präsidentin des Europäischen Jugendforums, der weltweit größten Plattform von Jugendorganisationen und die repräsentative Stimme junger Menschen in Europa. Jugendpartizipation und lebendige Zivilgesellschaft müssen für Europa Schlüsselelemente sein: »Jugendorganisationen und junge Menschen waren unter den Ersten, die auf die Krise reagiert haben und Freiwillige in ihrer lokalen Umgebung mobilisiert haben, um Menschen, die Unterstützung benötigt haben, nicht im Stich zu lassen. […] Der Aufbau nach Covid-19 muss Menschenrechte in den Vordergrund stellen und muss unterschiedliche zivilgesellschaftliche Akteure wie Jugendorganisationen einbeziehen. Gemeinsam können wir unsere Demokratien stärken!«.
Beitrag von Carina Autengruber (HTML)
Beitrag von Carina Autengruber (PDF)
Albert/ Schneekloth: Europa als Anker?
Welche Rolle spielt die Europäische Union heute für Jugendliche in Deutschland? Sind die EU und die europäische Integration für Jugendliche überhaupt ein nennenswertes Thema? Prof. Dr. Mathias Albert, Leiter des Autorenteams für die Shell Jugendstudie, und Ulrich Schneekloth, bei Kantar Public Senior Direktor und Leiter des Forschungsbereichs »Familie, Bildung, Bürgergesellschaft«, gehen diesen Fragen auf Grundlage der Ergebnisse der 18. Shell Jugendstudie nach. Der Schwerpunkt ihres Beitrages liegt darauf, beim Thema Jugend und EU einige längerfristige Entwicklungen in den Blick zu nehmen und die Sichtweisen Jugendlicher fachlich einzuordnen. Die Autoren fragen, was Jugendliche mit Europa verbinden. »Spezifisch fragen wir dann nach dem Vertrauen Jugendlicher in Bezug auf die EU, bevor wir hieraus den vorherrschenden Grundtypus des bzw. der »vertrauten Europäers/in« destillieren, um in diesem Zusammenhang mit einigen Überlegungen zur aktuellen Rolle der EU im Einstellungsgefüge der Jugendlichen in Deutschland zu schließen.«
Beitrag von Prof. Dr. Mathias Albert und Ulrich Schneekloth (HTML)
Beitrag von Prof. Dr. Mathias Albert und Ulrich Schneekloth (PDF)
Maevis/ Kremer: Jugendpolitik, EU-Jugendstrategie (2019-2027) und Jugendbeteiligung
Die Beteiligung junger Menschen an politischen und gesellschaftlichen Prozessen ist ein Thema, das sich in der jugendpolitischen Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten an vielen Stellen widerspiegelt. Christine Maevis, Fachreferentin Europäische Jugendpolitik im Referat Grundsatzfragen bei »Jugend für Europa«, und Marlene Kremer, Programmreferentin bei »Jugend für Europa«, geben im gemeinsamen Beitrag einen Überblick über die Beteiligung junger Menschen am demokratischen Leben in Europa. Sie stellen dieses Thema in einen größeren jugendpolitischen Kontext und legen dar, wie Maßnahmen und Instrumente der europäischen Jugendpolitik Partizipation fördern und stärken.
Beitrag von Christine Maevis und Marlene Kremer (HTML)
Beitrag von Christine Maevis und Marlene Kremer (PDF)
Dreber: Corona und die Auswirkungen auf die Internationale Jugendarbeit
Internationale Jugendarbeit ermöglicht es jungen Menschen, als Europäer*innen und Weltbürger*innen aufzuwachsen. Reisen und Begegnungen in einem anderen Land, die dabei unverzichtbar sind, waren durch die Corona-Pandemie nicht mehr möglich. Die Partnerorganisationen, die auf europäische Fördermittel angewiesen sind, erhalten vielfach keine Strukturförderung, was zum Wegbrechen der Partnerstrukturen führen kann. »Erneut wirft dies die Frage auf, ob nationale Förderstrukturen nicht noch stärker unsere internationalen Partner in den Blick nehmen müssen und nicht nur die Träger im eigenen Lande. Diese Frage stellt sich umso mehr, je mehr wir realisieren, dass in einer wachsenden Zahl von Ländern, auch in Europa, Organisationen der Zivilgesellschaft mehr und mehr in ihrer Arbeit und in ihrem Engagement durch die jeweiligen Regierungen eingeschränkt werden.« – schreibt Marie-Luise Dreber, Direktorin der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. Sie berichtet über die schwerwiegenden Auswirkungen der Pandemie auf die Internationale Jugendarbeit und darüber, wie IJAB versucht, die neuen Herausforderungen zu meistern.
Beitrag von Marie-Luise Dreber (HTML)
Beitrag von Marie-Luise Dreber (PDF)
Stein: EU-Jugenddialog: Junge Menschen wirksam beteiligen
Im Jahr 2018 beschloss der Rat der Jugendminister*innen der EU eine gemeinsame EU-Jugendstrategie und hiermit den Rahmen der jugendpolitischen Zusammenarbeit in der Europäischen Union für die Jahre 2019-2027. Um den Bereich der Beteiligung junger Menschen zu stärken, stellt die EU-Jugendstrategie den »EU-Jugenddialog« vor – ein Jugendbeteiligungsinstrument, das Linda Stein, Leiterin des Referats Jugenddialog beim Deutschen Bundesjugendring, in ihrem Beitrag unter die Lupe nimmt. Dieses Instrument soll dazu beitragen, dass Anliegen junger Menschen gesammelt und in politische Prozesse eingespeist werden. Der EU-Jugenddialog wird in allen Mitgliedstaaten der EU umgesetzt. Doch ist die Beteiligung auch wirksam? Auch wenn durch den EU-Jugenddialog die Stimmen junger Menschen bereits Eingang in Politik gefunden haben, bleibt die Wirkung dennoch ausbaufähig – so die Autorin: »Junge Menschen, die sich im EU-Jugenddialog beteiligen, wollen Wirkung sehen. Ihre Forderungen müssen von politisch Verantwortlichen ernst genommen und umgesetzt werden. Das muss überall passieren: auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene. Der EU-Jugenddialog bietet einen guten Rahmen, muss aber stärker genutzt werden.«
Beitrag von Linda Stein (HTML)
Hofmann-van de Poll: EU-Jugendstrategie und Beteiligung der Jugend am demokratischen Leben
Mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat nun der 8. Zyklus des EU-Jugenddialogs angefangen. Die Bedeutung von Jugendbeteiligung in der EU, der EU-Jugenddialog als konkrete Form europäischer jugendpolitischer Beteiligung – diese Themen stehen im Fokus des Beitrages von Politikwissenschaftlerin Dr. Frederike Hofmann-van de Poll, die am Deutschen Jugendinstitut als wissenschaftliche Referentin an der Arbeitsstelle europäische Jugendpolitik tätig ist. Dass die Beteiligung junger Menschen am demokratischen Leben Europas in der EU einen hohen Stellenwert hat, steht außer Frage. Auch wenn die EU versucht, diesen Stellenwert in der Praxis umzusetzen, zeigen die Erfahrungen mit der unterschiedlichen Ausgestaltung des EU-Jugenddialogs unter den verschiedenen Triopräsidentschaften, »dass die bisherigen Verfahrensgrundsätze Spielraum für die Qualität des Dialogs offenlassen. Die Entscheidung der Triopräsidentschaft Deutschland-Portugal-Slowenien, den EU-Jugenddialog nach dem Thema Demokratie und Partizipation auszurichten, kann dazu beitragen, einerseits die Qualität des EU-Jugenddialogs als einmaliges Jugendbeteiligungsinstrument zu stärken und anderseits die Bedeutung der Beteiligung junger Menschen am demokratischen Leben Europas inhaltlich weiter auszufüllen und mit neuen Formaten zu festigen« – so Dr. Frederike Hofmann-van de Poll.
Beitrag von Dr. Frederike Hofmann-van de Poll (HTML)
Beitrag von Dr. Frederike Hofmann-van de Poll (PDF)
Eberhard: Junges politisches Engagement in der Schweiz
Knapp die Hälfte (47 Prozent) der 18- bis 25-Jährigen wünscht sich mehr Mitbestimmung und neue Formen der politischen Partizipation in der Schweiz. Das legt der aktuelle easyvote-Politikmonitor (2019) nahe. Der Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ) bietet seit 2015 eine neue Form der politischen Partizipation. Durch sein Projekt »engage.ch« können Jugendliche und junge Erwachsene ihre Anliegen und Wünsche für ihre Wohngemeinde, den Kanton oder für die gesamte Schweiz direkt und digital an die Politik richten. Melanie Eberhard war von 2014 bis 2020 beim DSJ Bereichsleiterin des Projekts »engage.ch« und hat dieses konzipiert und realisiert. Sie berichtet über diese wirkungsvolle Mitsprache für Jugendliche und stellt dar, wie es möglich ist, für Jugendliche und junge Erwachsene einen niederschwelligen und zeitlich ungebundenen Zugang zur traditionellen politischen Partizipation zu schaffen.
Beitrag von Melanie Eberhard (HTML)
Beitrag von Melanie Eberhard (PDF)
Malorny/ Sattler/ Trenczek: Engagement internationaler Studierender
Die Hürden, vor denen internationale Studierende an deutschen Hochschulen stehen – insbesondere in Bezug auf sprachliche, fachliche, finanzielle und sozial-integrative Voraussetzungen – sind vielfach bekannt. Wie kann der Studienerfolg von internationalen Studierenden positiv beeinflusst werden? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Engagement und dem Aufbau einer positiven Beziehung zum Hochschulstandort? »Gekommen, um zu bleiben? – Was Engagement für internationale Studierende und Hochschulen bedeutet« – dieses Thema steht im Zentrum des Beitrags von Denise Malorny, Christine Sattler und Anne Trenczek, die an dem Projekt »STUDIUM HOCH E – Integration durch Engagement« arbeiten. Dieses Transfer- und Entwicklungsprojekt in Trägerschaft des BBE, dass seit September 2019 durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit Mitteln des Bundesinnenministeriums gefördert wird, soll dazu beitragen, die Potenziale und Möglichkeiten von zugewanderten Studierenden im Engagement an exemplarisch ausgewählten Hochschulstandorten zu erschließen und weiter zu entwickeln. Es gibt »ein noch bei Weitem nicht ausgeschöpftes Potenzial, um bei der Lösung wichtiger sozialer Probleme zu helfen, die lokal und global von Bedeutung sind. Ein über das Engagement internationaler Studierender geförderter wechselseitiger Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Zivilgesellschaft ist vor diesem Hintergrund eine Möglichkeit der Profilbildung von Hochschulen, der darüber hinaus auch nationale und internationale Anschlussmöglichkeiten bietet.«
Beitrag von Denise Malorny, Christine Sattler, Anne Trenczek (HTML)
Beitrag von Denise Malorny, Christine Sattler, Anne Trenczek (PDF)
Boumessid/ Roshanbin: »Gesellschaft selbstwirksam gestalten – STAEpolSEL«
Die Autor*innen Selia Boumessid und Roshanak Roshanbin heben in ihrem Beitrag die Bedeutung von Diversität im jungen Engagement hervor und stellen in diesem Zusammenhang das Projekt Gesellschaft selbstwirksam gestalten – STAEPOLSEL* vor, das gemeinsam von der Iranischen Gemeinde in Deutschland und dem BBE umgesetzt wird. Das Projekt nimmt den Stellenwert einer interkulturellen Öffnung der Zivilgesellschaft für das demokratische Zusammenleben in den Fokus und will Einzelne in ihrem politischen Selbstwirksamkeitsgefühl stärken, Zugänge zum Engagement ermöglichen sowie Migrant*innenorganisationen stärken.
Beitrag von Selia Boumessid und Roshanak Roshanbin (HTML)
Beitrag von Selia Boumessid und Roshanak Roshanbin (PDF)
Wortmann/ Klein: 15 Jahre Civil Academy: Förderung von jungem Engagement
15 Jahre haben das BBE und das Unternehmen BP Europa SE zusammen das gemeinsam entwickelte Trainingsprogramm Civil Academy durchgeführt. In 31 Academy-Runden wurden mehr als 700 junge Engagierte bei der Umsetzung ihrer Projektideen unterstützt. Was wurde von den Teilnehmer*innen geschätzt? Vor welche Herausforderungen hat die Covid-19 Pandemie die Civil Academy gestellt? Brigitta Wortmann, Senior Political Adviser im Hauptstadt-büro der BP Europa SE, und Dr. Ansgar Klein, Hauptgeschäftsführer des BBE, berichten über die Erkenntnisse und über den Übergang von der Civil Academy zur Civil Academy 2.0. Mit der Civil Academy 2.0 soll das Themenfeld »Junges Engagement« im Netzwerk künftig auf eine neue Ebene gehoben werden. Dabei wird die Civil Academy zu einem Ort im BBE für »Vernetzung, Weiterentwicklung und Tatendrang.« (Üwen, Teilnehmer der 22. Runde)
Beitrag von Brigitta Wortmann und PD Dr. Ansgar Klein (HTML)
Beitrag von Brigitta Wortmann und PD Dr. Ansgar Klein (PDF)
Europa-Nachrichten Nr. 11 vom 26.11.2020
Poetry Slam Made for Europe
»Gute Gedanken brauchen Raum« – nach diesem Motto hat die Europäische Akademie Berlin am 15. Oktober 2020 einen Poetry Slam zur deutschen Ratspräsidentschaft durchgeführt. Vier Autor*innen präsentierten dort in lyrischer Form ihre Gedanken, Empfindungen und Werturteile. Wir dokumentieren hier diese Beiträge von Tanasgol Sabbagh, Max Gebhard, Josefine Berkholz und Philipp Herold zum Thema »Europa...und wir!?«. Der Poetry Slam fand im Rahmen der Reihe »Made for Europe« mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes statt.
Einführender Beitrag der Europäischen Akademie Berlin (HTML)
»Nichts ist vorgefallen« von Tanasgol Sabbagh (PDF)
»Jede Beziehung beginnt mit einem Mythos« von Josefine Berkholz (PDF)
»erebutation« von Philipp Herold (PDF)
Dzembritzki: Jugend und die Vereinten Nationen
Detlef Dzembritzki, Bundesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) und u.a. von 1998 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestag, diskutiert in seinem Beitrag die Partizipationsmöglichkeiten der Jugend bei den Vereinten Nationen - in einer Welt, in der fast die Hälfte der Weltbevölkerung jünger als 24 Jahre ist. Er skizziert, wie die Einbindung der Jugend seit 1965 ein wachsendes Thema bei den Vereinten Nationen wurde und welche verschiedenen Möglichkeiten heute vorhanden sind. Unter Generalsekretär Ban Ki-Moon wurde die Arbeit mit und für junge Menschen schließlich eine der zentralen Prioritäten der Organisation. Nicht nur wurde 2013 die Position des Youth Envoy (Gesandter für Jugend) geschaffen, sondern auch mit der Sicherheitsratsresolution 2250 zu Jugend, Frieden und Sicherheit (2015) deren zentrale Rolle für Frieden und Sicherheit anerkannt und die Einbindung von jungen Menschen in Entscheidungsfindung eingefordert. Aktuell wird die Einrichtung eines »Youth Advisory Body« innerhalb der Vereinten Nationen diskutiert: »Die Verantwortung, sich für Reformideen – ähnlich wie bei der Resolution 2250 – stark zu machen, liegt bei den Mitgliedsstaaten und einer aktiven Zivilgesellschaft.«
Beitrag von Detlef Dzembritzki (HTML)
Beitrag von Detlef Dzembritzki (PDF)
Mittelmann Cohen: Jüdische Student*innen weltweit vereinen und aktivieren
Naomi Mittelmann Cohen, seit Mai 2020 Geschäftsführerin der World Union of Jewish Students (WUJS), diskutiert in ihrem Beitrag deren Ziele, Werte und Herausforderungen. Seit ihrer Initiierung 1924 und der Arbeit ihres ersten Präsidenten Albert Einstein richtet sich die WUJS gegen strukturellen und manifesten Antisemitismus und Rassismus, um jüdischen Studierenden die Möglichkeit zu geben, in einem sicheren, integrativen und fairen Umfeld zu studieren. Zugleich will die Weltunion den pluralen Anliegen jüdischer Studierender zu allen wichtigen Themen der Zeit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene Gehör verschaffen, denn: »Oft wird gesagt, dass Student*innen die Anführer*innen von morgen sind, aber wir in der WUJS glauben, dass Student*innen die Anführer*innen von heute sind.«
Beitrag von Naomi Mittelmann Cohen (HTML)
Beitrag von Naomi Mittelmann Cohen (PDF)
Soliman: Postmigrantische Stimmen der Jungen Islam Konferenz
Dr. Asmaa Soliman, seit April 2020 Leiterin der Jungen Islam Konferenz, diskutiert in ihrem Beitrag die Ziele, Werte und Arbeitsformen der 2011 gegründeten Jungen Islam Konferenz. Haltung statt Herkunft ist dabei der orientierende Leitgedanke der Jungen Islam Konferenz, die in Reaktion auf zunehmend islamophobe Narrative und Publikationen etwa von Thilo Sarrazin entstanden ist. Als Dialogplattform richtet sie sich vor allem an junge Menschen im Alter von 17 bis 25 Jahren: »Wir bestärken die jungen Menschen in ihrem Engagement, sich für eine inklusivere und diversere Gesellschaft einzusetzen, und sind Verstärker ihrer Stimmen im gesellschaftlichen Diskurs.«
Beitrag von Dr. Asmaa Soliman (HTML)
Beitrag von Dr. Asmaa Soliman (PDF)
Tchanturia: Politische Bildung und Jugendbeteiligung in Georgien
Dr. Khatuna Tchanturia, Erziehungswissenschaftlerin und freiberufliche Dozentin in Stuttgart, skizziert in ihrem Beitrag tiefgreifende Veränderungen im georgischen Bildungssystem und präsentiert die zentralen Ergebnisse ihrer empirischen Untersuchung zur Politische Bildung und Jugendbeteiligung in Georgien. Noch stärker als in Westeuropa ist in Georgien ein sehr hohes Interesse an großen sozialen und gesellschaftlichen Themen wie Umweltschutz und Atomkraft und damit verbundener Hilfe- und Engagementbereitschaft zu verzeichnen. Dem gegenüber steht aber zugleich ein ausgeprägtes Misstrauen in vorhandene politische Strukturen, Parteien und Organisationen: »Es liegt nahe zu sagen, dass die Bürgerinnen und Bürger die Demokratie schätzen, nicht, weil sie die Vorteile einer funktionierenden Demokratie gut genug kennen, sondern weil sie die negativen Konsequenzen, die Bürgerinnen und Bürger in einer nichtdemokratischen Gesellschaftsordnung tragen müssen, erlebt haben.«
Beitrag von Dr. Khatuna Tchanturia (HTML)
Beitrag von Dr. Khatuna Tchanturia (PDF)
BBE Europa-Nachrichten Nr. 12 vom 14.12.2020
Videokonferenz zur Jugendbegegnungen in Corona-Zeiten
Internationale Jugendbegegnungen und grenzüberschreitende Freiwilligenaktivitäten in der Pandemiezeit, die bisher erreichten Ziele der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in der Jugendpolitik sowie die Verabschiedung einer Europäischen Jugendarbeitsagenda standen im Fokus der Videokonferenz von Bundesministerin Franziska Giffey. Sie betonte die Herausforderungen, vor denen die jungen Menschen derzeit stehen: »Junge Menschen haben es besonders schwer in diesen Zeiten. Vieles von dem, was Jungsein und Erwachsenwerden ausmacht, ist im Moment verboten oder nur eingeschränkt möglich: ob Lernen, Treffen mit Gleichaltrigen oder eben auch das Reisen. Junge Menschen wollen die Welt erkunden, Sprachen lernen, Erfahrungen und Eindrücke im Ausland sammeln. Das ist derzeit nur sehr eingeschränkt möglich. Corona prägt auch in dieser Hinsicht die Lebensläufe der jungen Generation. Deshalb müssen wir jetzt in Europa gemeinsam dafür sorgen, dass sich junge Menschen auch in Zukunft begegnen können. Dafür müssen Kontakte zu internationalen Partnern aufrechterhalten und digitale Austauschangebote ausgeweitet werden. Zentrales Ziel ist aber für mich, dass der internationale Jugendaustausch mit persönlichen Begegnungen, sobald es die Lage erlaubt, sofort wieder anlaufen kann.«
Europa durch die Augen von Kindern und Jugendlichen: Ausstellung
Aus Anlass der deutschen EU-Ratspräsidentschaft eröffnete am 30. November 2020 im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags eine Ausstellung mit Schüler*innenarbeiten des 67. Europäischen Wettbewerbs. Unter dem Motto »Europa durch die Augen von Kindern und Jugendlichen sehen« wird in der Ausstellung die Perspektive von Kindern und Jugendlichen auf aktuelle Herausforderungen der Europapolitik gezeigt. Die Ausstellung ist bis Mitte Februar 2021 im Westgraben des Paul-Löbe-Hauses zu sehen.
Junges Engagement mit Blick auf die Deutsche EU-Ratspräsidentschaft und die Zukunft Europas: Dossier
Mit dem Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft am 1. Juli 2020 hat auch der achte Zyklus des EU-Jugenddialogs begonnen. Im Jugenddialog steht für 18 Monate ein Thema im Mittelpunk: das Youth Goal #9 »Räume und Beteiligung für alle«. Dieses Ziel – »Die demokratische Beteiligung und Autonomie junger Menschen stärken und eigene Jugendbereiche in allen Teilen der Gesellschaft schaffen« – war Ausgangspunkt für die Fragestellungen des vorliegenden Dossiers: Sind die EU und die europäische Integration für Jugendliche überhaupt ein nennenswertes Thema neben Klimawandel, Pandemie oder der Sorge um die eigene Bildung und berufliche Zukunft? Was brauchen Jugendliche, um sich zu engagieren? Was ist dabei wichtig? Junges Engagement und Jugendbeteiligung, deren Chancen und Herausforderungen, der Rückblick auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft und die Zukunftsperspektiven sowie Impulse für die Weiterentwicklung der Jugendarbeit in Europa bilden das inhaltliche Gerüst der vorliegenden Ausgabe. »Wir wollen, dass die Perspektiven und Ideen junger Menschen für das demokratische Miteinander in Europa stärker Gehör finden […] Wir stärken das Aufwachsen junger Menschen mit unserer Jugendarbeit, setzen Impulse für die Weiterentwicklung der Jugendarbeit in Europa und stärken das Thema Europa in der Kinder- und Jugendhilfe« – so formuliert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend seine Schwerpunkte für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2020. Das Dossier möchte dazu einen Beitrag leisten.