Beitrag im Newsletter Nr. 2 vom 27.2.2020

Das Projekt »Forum Digitalisierung und Engagement«

Dana Milovanovic und Teresa Staiger

Inhalt

Themenfelder der Digitalisierung für das bürgerschaftliche Engagement

Online-Partizipation

Save the date: Auftaktveranstaltung »Forum Digitalisierung und Engagement«

Autorinnen

Redaktion

Digitalisierung, digitaler Wandel, digitale Transformation – alles Schlagworte, die omnipräsent zu sein scheinen, aber doch für viele Menschen schwer durchdringbar sind und im Diskurs oft vage bleiben. Unser Projekt, das »Forum Digitalisierung und Engagement« soll das ändern und die engagierte Zivilgesellschaft in einem koordinierten und strategischeren Diskussionsprozess befähigen, den digitalen Wandel aktiv zu begleiten. Die Bürgergesellschaft mit all ihren gemeinnützigen Organisationen soll gegenüber Staat und Wirtschaft bei der Gestaltung des digitalen Wandels selbstbewusster, kritischer und kompetenter werden, um die Chancen der Digitalisierung für die eigene Organisation und somit für das Gemeinwohl der Gesamtgesellschaft zu nutzen.

Themenfelder der Digitalisierung für das bürgerschaftliche Engagement

Beginnend mit der Auftaktveranstaltung Ende April und weitergeführt durch fünf Dialogforen, wird uns das Forum die nächsten eineinhalb Jahre begleiten. Bei der inhaltlichen Vorbereitung wurden fünf zentrale Themenfelder des digitalen Wandels identifiziert, die für die aktive Zivilgesellschaft und das bürgerschaftliche Engagement relevant sind. Zu jedem der Themen wird ein Dialogforum stattfinden, bei dem dann wiederum die jeweiligen inhaltlichen Schwerpunktthemen durch die Teilnehmer*innen diskutiert werden sollen.

Beginnend mit dem Bereich der Digitalen Kompetenz werden zum einen das digitale Mindset, die Kenntnisse und Fähigkeiten zur Verwendung digitaler Technologien und zum anderen die Qualifizierung, also die Aneignung digitaler Fähigkeiten durch Weiter- und Bildungsangebote, in den Blick genommen. Diese inhaltlichen Schwerpunkte sollen zur Schärfung des Bewusstseins beitragen, dass digitale Technologien nicht nur Probleme lösen können, sondern auch neue Wege und neue Chancen eröffnen. Um dies zu erkennen und zu bewerkstelligen bedarf es jedoch zunächst der Ausbildung eines digitalen Mindset, also der Bereitschaft und des Willens eines Individuums neuen Technologien aufgeschlossen gegenüberzutreten. Dazu gehört auch eine kritische und differenzierte Bewertung der Chancen und vor allem der Risiken der Veränderungen durch die Digitalisierung. Aufbauend auf dem digitalen Mindset gilt es die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Verwendung digitaler Technologien zu überprüfen und diese – je nach Bedarf – durch entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen zu erweitern.

Da die Digitalisierung grundlegend die Prozesse und Strukturen der Organisationskultur, der Arbeitsweise und der Kommunikation zivilgesellschaftlicher Organisationen verändert, schließt sich das zweite Themenfeld der Organisationsentwicklung an. Während die Akteure der Wirtschaft sich bereits seit Jahren mit den durch Digitalisierung verursachten Veränderungen organisationsintern beschäftigen, und für sich adäquate Strategien entwickeln, hat das Thema Organisationsentwicklung und digitaler Wandel im Bereich des Engagements bislang nur wenig Relevanz erfahren. Dabei hält die Digitalisierung – wenn strategisch adressiert – für die Zivilgesellschaft bedeutungsvolle Potentiale bereit. Als inhaltliche Schwerpunkte im Themenfeld Organisationsentwicklung widmen wir uns daher den Aspekten Aufklärung und Erkenntnis; Strategiebildung sowie Umsetzung der Strategie. Die Grundlage einer jeden Strategieentwicklung stellt zunächst die Erkenntnis sowie den Willen dar, dass es einer Strategie bedarf. Ohne entsprechende Aufklärung kann es eine solche Erkenntnis aber nur begrenzt geben. Mithilfe individueller Aufklärung wird es der Organisation ermöglicht, eine zukunftsfähige Vision zu entwickeln. Eine solche Strategie dient als Grundlage zur Umsetzung entsprechender Maßnahmen, um sich die Digitalisierung zunutze zu machen.

Das dritte relevante Themenfeld beschäftigt sich mit Datenschutz und Datensicherheit. Datenschutz ist ein zentraler Begriff und hat ganz praktische Auswirkungen auf das bürgerschaftliche Engagement. Dabei ist es augenscheinlich, dass das digitale Sicherheitsbewusstsein sowie das dazugehörige Sicherheitsverhalten im Netz zu wenig ausgeprägt sind. Ein weiterer Problemschwerpunkt ist das fehlende Know-How über Daten, Algorithmen und technische Maßnahmen für Datenschutz und Datensicherheit. Dieses Know-how ist aber essentiell für die Gewährleistung der digitalen Souveränität. Für einen informierten und kritischen Diskurs bedarf es des Weiteren einer Diskussion über digitale Alternativen. Die Digitalisierung wird von den großen Digitalkonzernen vorangetrieben und die digitale Infrastruktur ist dominiert von großen Unternehmen, die erheblichen (negativen) Einfluss auf Datenschutz und Datensicherheit haben. Konzerne wie Google, Facebook und Co haben eine solche Marktmacht erreicht, dass ihre (häufig kostenfreien) Plattformen und Produkte alternativlos erscheinen. Diese Monopolstellung hat auch Folgen für die Zivilgesellschaft. Hier bestünde die Chance, Datenschutz zu einer Kernkompetenz »Made in Germany« zu machen, um sich so von den gewinnorientierten Technologieriesen der USA und dem Abschottungsmodell Chinas abzuheben und einen Weg zu digitalen Alternativen aufzuzeigen.

Das vierte Themenfeld behandelt die Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Demokratieentwicklung. Zum einen geht es hier um die Kommunikation im Netz, die durch »Hate Speech« und »Fake News« eine neue Qualität entwickelt hat und droht, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu gefährden. Insbesondere Rechtspopulisten und Rechtsextreme haben sich den digitalen Raum zu eigen gemacht und nutzen das Internet nahezu ungehindert zur Verbreitung von nationalistischen und fremdenfeindlichen Überzeugungen. Dies führt zunehmend zu einer Verrohung der Sprache und der Kommunikationsverhältnisse. Die Zivilgesellschaft, die häufig Ziel von Anfeindungen und Unterstellungen ist, braucht hier Strategien, um auf demokratiegefährdende Kommunikation adäquat reagieren und auf den digitalen Raum demokratiestärkend einwirken zu können. Dies betrifft ausnahmslos alle Organisationen im Feld des bürgerschaftlichen Engagements und nicht nur jene, die sich explizit mit Demokratiestärkung und Demokratieentwicklung auseinandersetzen. Für die Zivilgesellschaft und das bürgerschaftliche Engagement ergeben sich somit zentrale Fragen, die einer Antwort – oder zumindest einer proaktiven und kritischen Auseinandersetzung - bedürfen: Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf demokratiestärkende Prozesse? Welche Herausforderungen ergeben sich diesbezüglich für die organisierte Zivilgesellschaft? Wie lässt sich der digitale Raum so nutzen, dass die Verfassung geschützt und Partizipationsprozesse (etwa digitale Teilhabe, Open Government, Open Data) gestaltet werden können? Einen weiteren wichtigen Schwerpunkt im Themenfeld Demokratieentwicklung stellt das Zusammenspiel von Soziokultur und Infrastruktur dar. Für die Digitalisierung im Sinne der Demokratieentwicklung existieren – je nachdem, ob es sich um den urbanen oder ländlichen Raum handelt – andere Voraussetzungen und strukturelle Gegebenheiten. Die Stärkung der Demokratie durch Einsatz digitaler Technologien ist sehr von dem analogen Raum und seinen strukturellen Bedingungen abhängig. Hier ist nicht nur das bürgerschaftliche Engagement gefragt, sondern insbesondere die Politik.

Daran anknüpfend beschäftigt sich das fünfte Themenfeld mit den politischen Rahmenbedingungen, mit denen das bürgerschaftliche Engagement bei den oben skizzierten mannigfaltigen Herausforderungen der Digitalisierung unterstützt werden kann. Dies kann z.B. durch die Einrichtung entsprechender Kompetenzzentren (wie es sie für die Wirtschaft bereits gibt), durch Finanzierung von Qualifizierungsmaßnahmen, durch strukturelle Förderungen von digitalen Engagementformen sowie durch Einrichtung von Austauschformaten und –foren für Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik erfolgen. Konkretere Rahmenbedingungen können und sollen erst im Rahmen der Dialogforen von der Zivilgesellschaft bestimmt werden.

Am Ende des Prozesses soll das bürgerschaftliche Engagement in der Lage sein, aktiv auf die digitale Transformation einzuwirken und mit eigenen, konkreten Forderungen an die Politik, an die Wirtschaft und an die Zivilgesellschaft heranzutreten. Diese gemeinsame Sprech- und Handlungsfähigkeit der engagierten Zivilgesellschaft wird essentiell für das Gelingen des digitalen Wandels im Sinne der Gemeinwohlorientierung sein.

Online-Partizipation

Da die skizzierten Themenfelder nur erste Überlegung zur Systematisierung des breit gefächerten Spektrums der Digitalisierung sind, wird das Forum (ab Mitte März) durch eine Online-Partizipationsplattform begleitet. In dem crossmedialen Prozess werden die Vor-Ort-Veranstaltungen mit dem Online-Format verwebt. Der Online-Dialog wird möglichst offen, transparent und niedrigschwellig gestaltet. Für das Forum wird es zum Beispiel ein offenes Ideenmanagement geben, bei dem die Nutzer*innen Anregungen, Hinweise und Ideen einreichen sowie Beiträge anderer kommentieren und bewerten können. Besonders in der Vorbereitungsphase der Auftaktveranstaltung am 23. April 2020 können die genannten Themenbereiche offen diskutiert werden.

Zusammen mit dem Online-Prozess sollen dann auf der Auftaktveranstaltung die Themen der einzelnen Dialogforen abschließend festgelegt werden. Die Plattform wird für die gesamte Laufzeit des Projektes bereitstehen und den Diskurs verstetigen.

Das Projektteam freut sich auf den konstruktiven Austausch bei den kommenden Veranstaltungen sowie auf der Dialog-Plattform und steht darüber hinaus für Hinweise und Anmerkungen jederzeit zur Verfügung.

Save the date: Auftaktveranstaltung »Forum Digitalisierung und Engagement«

Am 23. April 2020 findet die Auftaktveranstaltung des »Forum Digitalisierung und Engagement« im »bUm - Raum für die engagierte Zivilgesellschaft« im betterplace Umspannwerk am Paul-Linke-Ufer 21 in Berlin statt. Tragen Sie den Termin am besten bereits jetzt in den Kalender ein, nähere Informationen zum Programm sowie zur Anmeldung folgen demnächst.


Beitrag im Newsletter Nr. 2 vom 27.2.2020

Für den Inhalt sind die Autor*innen des jeweiligen Beitrags verantwortlich.

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Autorinnen

Dana Milovanovic und Teresa Staiger sind Referentinnen im Projekt »Forum Digitalisierung und Engagement«.

Kontakt: dana.milovanovic@b-b-e.de und teresa.staiger@b-b-e.de


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